Toponyme - eine Standortbestimmung

Tagung 2017

Vom 18. bis zum 19. September 2017 findet in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz eine internationale Tagung zur Toponomastik statt.

Die Erforschung der Ortsnamen (= Toponyme, d.h. Namen aller kartographisch erfassbaren und ortsfesten Objekte) weist eine traditionsreiche Geschichte auf, die sich lange Zeit v.a. im Paradigma einer historisch-philologischen Namenlexikographie bewegte und materialreiche Grundlagenwerke hervorgebracht hat (von Ernst Förstemann, Adolf Bach u. a.). Allerdings hat dieser Forschungszweig in den letzten Jahrzehnten eine schrittweise Marginalisierung innerhalb des Wissenschaftsbetriebs erfahren, die am sichtbarsten darin zum Ausdruck kommt, dass toponomastische Inhalte heute nur noch selten im Studium vermittelt werden. Doch nicht nur in den akademischen Curricula, sondern auch im Forschungsprofil der meisten Universitäten bilden Ortsnamen mittlerweile ein randständiges Thema, wenngleich sich die Situation hier in verschiedenen Teilen des deutschen Sprachgebiets unterschiedlich darstellt. Während beispielsweise die Schweizer Ortsnamenlexikographie trotz ihrer kantonalen Verfasstheit in der Regel noch universitär angebunden ist, kam es in Westdeutschland schon früh (insbesondere seit dem Scheitern des "Neuen Förstemann") zu einem kontinuierlichen und weitreichenden Rückgang der universitären Toponomastik.

Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, eine Standortbestimmung vorzunehmen und zu fragen, welche Zukunft diese Forschungsrichtung haben kann. Der Schwerpunkt der Tagung liegt deshalb auf der Eröffnung neuer Perspektiven für die toponomastische Forschung, die die notwendige traditionelle Namenlexikographie flankieren sollen. Dabei sollen insbesondere neue Gegenstände, Fragestellungen, Perspektiven und Methoden erschlossen und Schnittstellen zu Nachbardisziplinen ausgelotet werden, die weiterführende Forschungsvorhaben anstoßen können. Die Tagung wendet sich daher nicht nur an Vertreterinnen und Vertreter der linguistischen Namenforschung, sondern auch anderer linguistischer Teildisziplinen (z. B. Dialektologie), der Geschichts- und historischen Hilfswissenschaften, der Archiv- und Bibliothekswissenschaften, der Geographie, der Archäologie, der Digital Humanities, der Kultur- und Literaturwissenschaften etc. und will somit zu interdisziplinärem Austausch anregen.

Als mögliche Themen bieten sich u.a. an: wenig erforschte Arten von Toponymen (z.B. inoffizielle Ortsnamen), grammatische Untersuchungen (z.B. Genus, Artikelgebrauch wie bei der Iran vs. Iran), Namenklassenwechsel (z.B. Flur- wird zu Stadtteilname), (Um-)Benennungsstrategien und -moden (z.B. Bildung neuer Gemeinde- und Stadtteilnamen), Umgang mit und Nutzung von Big Data, Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung, Visualisierung von Daten, Möglichkeiten der Kartierung etc.

Wir freuen uns auf Ihren Themenvorschlag in Form eines Abstracts (maximal eine DINA4-Seite) bis zum 30.04.2017 sowie über Ihre Anmeldung als Teilnehmer/Teilnehmerin bis zum 31.08.2017 per E-Mail an: E-Mail

Verlängerung der Frist für Themenvorschläge bis zum 15.05.2017

Organisation: Kathrin Dräger (Mainz), Rita Heuser (Mainz), Michael Prinz (Zürich)