Macht, dass gut der Braten werde,...

... morgen kommt der Weihnachtsmann. So endet das Gedicht von Heinz Erhardt über die Weihnachtsgans.Was kommt Weihnachten auf den Tisch? Dies hängt von der Heimatregion ab. Klassischerweise ist es meist eine leckere Gans, aber auch der Schweinebraten und der Karpfen haben ihren Platz unter den traditionellen Weihnachtsspeisen. Aus Amerika kam schließlich noch der Truthahn als leckere Ergänzung dazu. Deftig und reichhaltig sollten die Speisen sein, denn unsere Vorfahren feierten mit ihnen das Ende der vorweihnachtlichen Fastenzeit, die an Sankt Martin begann. Beliebte Beilagen zum knusprigen Braten sind Klöße und zum Nachtisch dürfen auch noch ein paar Lebkuchen nicht fehlen. Die Mainzer Namenforscherinnen tischen Ihnen kulinarische Familiennamen auf, die ein schmackhaftes Weihnachtsmenü ergeben.

Gans

Neben würzigen Lebkuchen und einem leckeren Karpfen gehört für viele auch ein saftiger Gänsebraten in die besinnliche Zeit des Weihnachtsfestes. Doch woher kommt der Name Gans, den in Deutschland etwa 2635 Personen (errechnet aus 941 Telefonanschlüssen) tragen? Der Familienname ist aus mittelhochdeutsch gans 'Gans' entstanden und meint in den meisten Fällen einen Berufsnamen für einen Gänsezüchter oder -händler. Der Name verbreitete sich auch als Übername für diejenigen, die zum St. Martinstag eine Gans als Abgabe zu leisten hatten. In selteneren Fällen entstand der Familienname aus einem Häusernamen, wie das in Köln belegte Haus "iuxta Auream anserem" - das Haus "Zur Goldenen Gans". Auch finden sich in Deutschland allerhand Varianten des Namens Gans. Besonders zahlreich sind Verkleinerungsformen wie Gansel und die oberdeutsche Variante Gansl (200 bzw. 21 Anschlüsse, ca. 560 bzw. 59 Namenträger_innen), Gänsel und Gänsl (8 bzw. 7 Anschlüsse, ca. 22 bzw. 20 Namenträger_innen), Gänselein und Gänslein (6 bzw. 16 Anschlüsse, ca. 17 bzw. 45 Namenträger_innen). Eher spöttisch gemeint war der Name Gänsehals (6 Anschlüsse, ca. 17 Namenträger_innen), der sich wohl auf den besonders langen oder dünnen Hals des Namenträgers bezieht.

Truthan

Heutzutage ist ein Truthahn der glanzvolle Höhepunkt so mancher Weihnachtstafel - aber nicht in der Zeit, in der unsere Familiennamen entstanden sind. Der Hühnervogel ist in Nordamerika heimisch und wurde erst im 15. Jahrhundert nach Europa importiert. Erst seit dem 17. Jahrhundert ist das Wort Truthahn bezeugt, das daher für die Familiennamenbildung kaum in Frage kommt. Stattdessen gehen der Familienname Truthan und seine Varianten Trutan und Trauthan auf gleich lautende Rufnamen zurück. Das Erstglied dieses Rufnamens kommt auch in den viel häufigeren Familiennamen Trautwein oder Trautmann vor.

Kloß

Bei einem traditionellen Weihnachtsessen dürfen auch Klöße nicht fehlen. Oftmals werden die leckeren Teigkugeln gemeinsam mit der Weihnachtsgans und Rotkraut serviert. Bei der großen Beliebtheit von Klößen verwundert es nicht, dass sich in Deutschland der Familienname Kloß mit 1516 Telefonanschlüssen (etwa 4245 Namenträger_innen) finden lässt. Mit der bekannten Speise hat der Familienname sogar im weitesten Sinne etwas zu tun - entscheidend ist hierbei die Form. Beim Namen Kloß handelt es sich nämlich um einen Übernamen nach dem Aussehen oder Verhalten zu mittelhochdeutsch klōz 'Klotz, Klumpe(n), Knolle; Kugel, plumpes Holzstück; Keil, Knebel' für einen beleibten oder groben Menschen. Der Name kann aber auch eine Kurzform des häufigen Rufnamens Nicolaus sein. Ebenfalls infrage kommt die Deutung, dass der Familienname Kloß sich vom mittelhochdeutschen klōs, klōse 'Klause, Einsiedelei; Felsspalte' ableitet und der erste Namenträger nach seiner Wohnstätte benannt wurde. Da der Familienname in der Lausitz und um 1942 auch in Polen eine starke Verbreitung zeigt, ist zudem eine fremdsprachliche Deutung möglich: Der Übername nach dem Aussehen für einen großen, dürren Menschen geht auf polnisch kłos 'Ähre', sorbisch klos und tschechisch klas 'Halm, lang aufgeschossenes Kind' zurück.

Karpfen

Der Tradition des Adventsfastens haben wir zu verdanken, dass auch heute noch vielerorts an Heiligabend Fisch verspeist wird - beispielsweise Karpfen. Auch im Mittelalter war der Karpfen ein beliebter Speisefisch, wovon auch heute noch Familiennamen wie Karpf, Karpfen oder Karpe zeugen. Diese Namen gehen in den meisten Fällen zurück auf mittelhochdeutsch karpfe oder mittelniederdeutsch karpe 'Karpfen' und bezeichneten größtenteils Fischer und Fischhändler - aber auch eine Benennung nach der Leibspeise ist möglich. Die Varianten auf -p- können jedoch auch auf den Rufnamen Polykarp zurückgehen, der durch die Verehrung des Hl. Polykarp von Smyrna gebräuchlich geworden war.

Lebkuchen

Der Familienname Lebkuchen geht auf mittelhochdeutsch lebekuoche zurück. Es handelt sich um einen indirekten Berufsnamen nach dem hergestellten Produkt für einen Lebkuchenbäcker oder um einen Übernamen für jemanden, der gerne Lebkuchen isst. Häufiger treten Lebkücher und Lebküchner als Familiennamen auf. Daneben gibt es noch Lebzelter, Letzelter (mittelhochdeutsch lebezelte 'Lebkuchen'). Der Lebkuchen ist eine Art Honigkuchen, der mit Mandeln und allerlei Gewürzen verfeinert wird und der Verdauung zuträglich ist - also der ideale Nachtisch nach einem üppigen Weihnachtsmahl. Der Lebkuchen versüßt zwar das Leben, aber das Wort selbst geht wohl auf mittellateinisch libum 'Fladen' zurück und bezieht sich auf die Form des Gebäcks.