Walpurgisnacht

 Die Bezeichnung Walpurgisnacht (Nacht vom 30. April zum 1. Mai) geht auf den Gedenktag der heiligen Walpurga (auch: Walpurgis) am 1. Mai zurück. In dieser Nacht (wie auch in vielen anderen, z.B. 30. Oktober/1. November) steht die Verbindung zur Geisterwelt offen, so der Volksglaube. Die Vorstellung, dass sich in dieser Nacht Hexen und Hexer auf erhöhten Orten, wie dem Blocksberg oder Brocken treffen, findet sich im 15./16. Jahrhundert in den farbigen Beschreibungen der Hexensabbate. Dort treffen wir auch alle Elemente wieder, die wir auch heute noch mit diesen angeblichen geheimen Hexenfeiern verbinden: der Ritt auf einem Besen, das Treffen mit dem Teufel und allerlei anrüchiges Tun. Zur gleichen Zeit setzen überall in Europa die grausamen Hexenverfolgungen ein, die erst im 18. Jahrhundert ein Ende finden. Zur Zeit der Entstehung unserer Familiennamen spielt dieser Hexenwahn aber keine Rolle. Es gibt zwar einen mittelalterlichen Volksglauben an Zauberkundige, aber entgegen den üblichen Vorstellungen sind Verurteilungen wegen Hexerei vor dem 16. Jahrhundert äußerst selten. Die von weltlichen Einrichtungen getragene Welle der Hexenprozesse beginnt erst in nachmittelalterlicher Zeit und zwar unabhängig von der jeweiligen Konfession und Geschlecht (obwohl mehrheitlich Frauen betroffen waren). Die späteren Vorstellungen von Hexen und ihrem Tun sind maßgeblich von dem Bild aus der Verfolgungszeit geprägt. Daher ist es schwierig, daraus ältere Volksüberlieferungen zu rekonstruieren. Der Tanz in den Mai, den wir heute noch kennen, geht jedenfalls nicht auf ein unheimliches Treffen böser Geister zurück, sondern ist einer der vielen alten Frühlingsbräuche, die den Übergang in die freundliche Jahreszeit markieren.

Walpurgis, Walpurgius, Walpurges

Nicht nach einer (angeblichen) Hexe, sondern - im Gegenteil - nach einer Heiligen wurden die ersten TrägerInnen des Familiennamens Walpurgis benannt, der heute mit 43 Telefonanschlüssen in Deutschland vertreten ist: Sprachlich gehen dieser Name und Varianten wie Walpurgius (7 Anschlüsse) und Walpurges (4 Anschlüsse) auf den deutschen Frauenrufnamen Walpurg zurück. Dieser setzt sich aus den beiden althochdeutschen Namengliedern waltan 'walten, herrschen' und purg, purc 'Burg; bergen, schützen' zusammen. Beliebt wurde dieser Name als Rufname seit dem Wirken der Heiligen Walburga, die im 8. Jh. vor allem in Heidenheim bei Ulm tätig war. Walpurgis und Walpurgius stellen dabei ebenso wie Walburga latinisierte Versionen des Ursprungsnamens dar. Allerdings ist bei der Deutung ein wenig Vorsicht geboten: Auch einige Wal(l)burgen sowie die Gemeinde Waldburg in Baden-Württemberg könnten den Ursprung von Namen wie Walpurges und ähnlichen Varianten darstellen.

Heks und Hexgen

In Mönchengladbach, Viersen und Umgebung finden sich die Namen Heks (18 Telefonanschlüsse = ca. 50 NamenträgerInnen), Hexgen (4 Telefonanschlüsse), Hexges (6 Telefonanschlüsse), Hexkes (12 Telefonanschlüsse). Trieben dort also kleine Hexen ihr Unwesen? Allerdings finden sich keine Familiennamen, die sich auf Hexen (mit dem Teufel im Bunde stehende, der Zauberkünste mächtige Frauen) beziehen. Vielmehr steckt hinter den Namen die Rufnamenkurzform Hago. Diese ist aus althochdeutschen Rufnamen mit dem Element Hag- (z.B. Hagwolf, Hagimar  u.a.) abgeleitet. Die Endungen -gen und -ges sind für den Westen Deutschlands vom Niederrhein bis zur Mosel typische und häufig verbreitete Verkleinerungen (ähnlich -chen und -lein).

Teufel und Varianten

Für den Familiennamen Teufel sind in Deutschland 1649 Telefonanschlüsse, d.h. ca. 4617 NamenträgerInnen belegt. Der Name geht auf mittelhochdeutsch tiuvel, tievel 'Teufel' zurück. Gemeint war hier jemand, der vor nichts zurückschreckt, also ein wahrer "Teufelskerl" ist, oder aber die Rolle des Teufels in einem der im Mittelalter beliebten Mysterien- oder Volksschauspiele spielte. Über das deutsche Sprachgebiet verteilt finden sich zahlreiche lautliche Varianten dieses Familiennamens. Während Teufel, Deufel (261 Telefonanschlüsse, ca. 731 NamenträgerInnen) und Deifel (203 Telefonanschlüsse, ca. 568 NamenträgerInnen) hauptsächlich im oberdeutschen Sprachenraum angesiedelt sind, liegen die Varianten Deubel (598 Telefonanschlüsse, ca. 1674 NamenträgerInnen) und Deibel (224 Telefonanschlüsse, ca. 627 NamenträgerInnen) im mitteldeutschen Raum. Die im niederdeutschen Raum angesiedelten Familiennamen Düwel (542 Telefonanschlüsse, ca. 1518 NamenträgerInnen) und Düvel (458 Telefonanschlüsse, ca. 1282 NamenträgerInnen) tragen die gleiche Bedeutung und gehen auf niederdeutsch duvel 'Teufel' zurück.

Besenreiter

Hier war nicht der Ritt zum Blocksberg namengebend: Der Familienname Besenreiter (13 Telefonanschlüsse, demnach ca. 36 NamenträgerInnen) geht wahrscheinlich auf eine Örtlichkeit namens Besenreute zurück. Bei dieser Örtlichkeit handelte es sich wohl um ein mit Gestrüpp bewachsenes Rodungsland (vgl. mittelhochdeutsch bësem 'Besen, Rute' und mittelhochdeutsch riute 'gerodetes Land'). Entsprechend findet sich auch die Variante Besenreuther mit 11 Telefonanschlüssen (ca. 30 NamenträgerInnen). Es handelt sich also um Familiennamen, die auf die Wohnstätte des ersten Namenträgers zurückzuführen sind.