Über den grünen Klee – Familiennamen zum St. Patrick's Day

Happy St. Patrick's Day! Der irische Nationalfeiertag wird jedes Jahr am 17. März zu Ehren des Heiligen Patricks von Irland (5. Jahrhundert) gefeiert. Er ist irischer Nationalheiliger und gilt als wichtiger christlicher Missionar der grünen Insel. Der Gedenktag zu Ehren Patricks wird bereits im 7./8. Jahrhundert als Festtag erwähnt und bis heute über Irlands Grenzen hinaus weltweit mit Paraden und Konzerten zelebriert. Und das natürlich auch in Deutschlands zahlreichen Irish Pubs; die größte deutsche Parade findet in München statt. Wir nehmen den Feiertag zum Anlass, um Familiennamen rund um den St. Patrick's Day unter die Lupe zu nehmen.

Patrick

Die Beliebtheit von St. Patrick spiegelt sich auch in der Namengebung. Der Familienname Patrick geht auf den gleichlautenden Rufnamen (gälisch Pádraig) zurück, der durch die Verehrung des Heiligen im Mittelalter bekannt und beliebt wurde. Dieser basiert auf dem lateinischen Rufnamen Patricius (‘Patrizier, dem römischen Geburtsadel angehörig’). Im Einzelfall kann Patrick auch auf mittelenglisch partriche ‘Rebhuhn’ zurückgehen und ein Übername nach dem äußeren Erscheinungsbild bzw. Verhalten oder ein indirekter Berufsname für den Fänger oder Jäger von Rebhühnern sein. 

Als Familienname ist Patrick heute vor allem im englischsprachigen Ausland häufig – neben Irland auch in den USA und Großbritannien. In Deutschland trugen 2005 circa 240 Personen diesen Familiennamen. Die italienische Entsprechung des Familiennamens lautet Patrizio, die französische Patrice

Grüneklee und Findeklee

Das in der Regel dreiblättrige Kleeblatt (Shamrock, aus irisch-gälisch seamróg 'kleiner Klee') gilt als inoffizielles Nationalsymbol Irlands und ist beim St. Patrick's Day omnipräsent.
Der Familienname Grüneklee weist 90 Telefonanschlüsse auf, was etwa 261 Namenträger:innen entspricht. Er geht auf die Wohnstätte des ersten Namenträgers zurück, die sich auf oder bei einer mit Wiesenklee bewachsenen Fläche befand. Der weit verbreitete Wiesenklee wurde als Viehfutter und gelegentlich auch in der Medizin verwendet. Bauern bescherte er aufgrund seiner umfangreichen Wurzeln einen fruchtbaren Boden, weswegen der Klee als Glücksbringer galt. Dies traf und trifft auch heute noch insbesondere auf den vierblättrigen, in der Natur sehr selten zu findenden Klee zu. So wurde etwa ein vierblättriges Kleeblatt für eine erfolgreiche Reise in den Schuh gelegt; unter dem Kopfkissen einer Unverheirateten sollte es dafür sorgen, dass der Zukünftige im Traum erscheint; wurde vierblättriger Klee bei der Ernte gefunden, sollte ein Kindersegen bevorstehen.
Aus diesem Aberglauben ist der Familienname Findeklee (157 Telefonanschlüsse, ca. 455 Namenträger:innen) hervorgegangen, der eine Person bezeichnete, die besonders viel Glück in ihrem Leben hat. Weitere Familiennamen, die auf den Klee zurückgehen, sind etwa Klee, Springsklee, Kleeblatt und Kleebauer.

Kobold

Irland ist bekannt für seine Mythen und Sagen. Eine dieser sagenhaften Gestalten ist der Leprechaun, ein grüngekleideter Kobold, der neben der Harfe und dem Kleeblatt zum Wahrzeichen Irlands geworden ist. Er fertigt die Schuhe für andere mythische Wesen an und ist generell eher missmutig, kann aber auch sehr großzügig sein, wenn man ihm behilflich war. Er hütet nämlich einen großen Goldschatz, der am Ende eines Regenbogens zu finden ist – wenn man schnell genug ist, den Kobold einzuholen (siehe Spracheninstitut Leipzig). Im deutschen Sprachraum versteht man unter Kobold einen Natur- und Hausgeist, der zum einen das Haus und seine Bewohner beschützt und ihnen hilft, aber zum anderen manchmal zu Späßen aufgelegt ist und den Menschen Streiche spielt und Lärm macht.
Der Familienname Kobold ist mit 320 Telefonanschlüssen (etwa 928 Namenträger:innen) in Deutschland belegt und geht auf mittelhochdeutsch kobolt 'neckischer Hausgeist, Kobold' zurück (zur Etymologie siehe DWDS).
Ob nun der erste Namenträger besonders hilfsbereit, ein kleiner Kerl oder schelmisch und lärmend war, können wir heute nicht mehr feststellen; gewiss ist, dass er etwas Koboldhaftes an sich hatte. Ungewiss ist auch, ob sich hinter dem Familiennamen noch der Rufname Godebald verbergen kann, der allerdings nur spärlich überliefert ist.

Familiennamen in Irland

Zum Abschluss werfen wir einen Blick auf die Familiennamen Irlands, die sich in kleiner Zahl auch in Deutschland finden. Es handelt sich überwiegend um Patronyme, die häufig mit den Präfixen Ó ('Nachkomme von') oder Mac ('Sohn von') gebildet sind. Einzige Ausnahme in den Top 10 ist der Herkunftsname Walsh ('aus Wales'). Mit der Einführung des Englischen in Irland als offizielle Bildungs- und Geschäftssprache wurden irisch-gälische Familiennamen im 18./19. Jahrhundert ins Englische übertragen (Anglisierung). So wurde Ó bzw. Mac Murchadha 'Nachkomme bzw. Sohn von Murchadh' anglisiert zu Murphy, aus Mac Phádraig 'Sohn von Patrick' wurde Patrick.
Die nachfolgende Tabelle enthält die häufigsten Familiennamen in Irland (nach Forebears, letzter Zugriff: 13.03.2023) und ihre zugrundeliegende gälische Form. Viele dieser Namen sind bereits in unserem Wörterbuch zu finden.

Rang Familienname zugrundliegender gälischer Familienname Motiv
1 Murphy Ó Murchadha, Mac Murchadha Patronym
2 Kelly Ó Ceallaigh, Mac Ceallaigh Patronym
3 Byrne Ó Broin Patronym
4 Walsh Herkunft
5 Ryan Ó Riaghain (Ó Riain), Ó Maoilriaghain (Mulryan), Ó Ruaidhín Patronym
6 O'Brian Ó Briain Patronym
7 O'Connor Ó Conchobhair Patronym
8 O'Sullivan Ó Súileabháin Patronym
9 Doyle Ó Dubhghaill Patronym
10 O'Neill Ó Néill Patronym

Literatur

Hoffmann-Krayer, Eduard/Bächtold-Stäubli, Hanns (1931-1932): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 4: Hieb- und stichfest - knistern. Berlin, Leipzig. Hier Sp. 1447-1458.


MacLysaght, Edward (2013): The Surnames of Ireland. Dublin und Portland.


Muhr, Kay/Ó hAisibéil, Liam (2021): The Oxford Dictionary of Family Names of Ireland. Oxford. Hier S. xxiv-xxxvi.


Ó Murchadha, Diarmuid (2007): Das irisch-gälische Personennamensystem. In: Brendler, Andrea/Brendler, Silvio (Hrsg.): Europäische Personennamensysteme. Ein Handbuch von Abasisch bis Zentralladinisch. Hamburg, S. 292-308.