Was tun bei Hitze? Coole Namen für heiße Sommertage

Es ist Zeit für ein neues Special! Der Spätsommer holt zum heißen Finale aus und die Mainzer Namenredaktion schwitzt sich durch die Hitzewelle. Auf der Suche nach Erfrischung haben wir uns gefragt, wie sich die mittelalterliche Gesellschaft bei hochsommerlichen Temperaturen abgekühlt hat. Wie immer bieten unsere Familiennamen viele Anhaltspunkte, z. B. zu besonderen Trinkvorlieben oder wie man sich bei Hitze gekleidet hat. Die Lektüre sorgt hoffentlich auch bei Ihnen für Erfrischung. 

Das Sommerspecial wurde diesmal mit Unterstützung unseres Praktikanten Alexander Vogt verfasst. 

Badstube

Bei hochsommerlicher Hitze kommt eine Abkühlung mit Wasser gerade recht. So wie den heutigen Schwimm- und Spaßbädern kam schon im (Spät)Mittelalter der Badestube eine zentrale Bedeutung zu. Das öffentliche Badehaus (auch einfach Stube) diente jedoch nicht nur der Erfrischung, sondern vor allem der Körperpflege und -hygiene. Zudem konnten dort Haare und Bart geschnitten und kleinere medizinische Eingriffe wie der Aderlass vorgenommen werden. Nicht zuletzt diente das Badehaus wie heute als beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt. Der Familienname Badstube (9 Telefonanschlüsse) ist auf den Betreiber einer solchen öffentlichen Badestube zurückzuführen. Es ist aber auch möglich, dass sich die Wohnstätte eines Menschen in der Nähe befand. Weitere Familiennamen, die auf das breite Tätigkeitsfeld des Baders zurückgehen, sind z.B. die in ganz Deutschland verbreiteten häufigen Familiennamen Bader (6891), Stüber (1546) sowie Scherer (9990 Telefonanschlüsse). Heute schneidet der Bademeister zwar keine Haare mehr, aber der Weg ins Schwimmbad ist bei Hitze trotzdem eine gute Idee.

Schweiß

Ein heißer Sommertag kann den menschlichen Körper ganz schön ins Schwitzen bringen. Der Familienname Schweiß (272 Telefonanschlüsse) geht auf mittelhochdeutsch sweiʒ ‘Schweiß’ zurück. Wahrscheinlich handelt es sich in den wenigsten Fällen um einen Übernamen für eine Person, die viel schwitzt. Viel mehr ist im übertragenen Sinn ein sehr fleißiger Mensch gemeint, worauf der historische Namenbeleg aus dem 14. Jahrhundert Petrus dictus Sweiß für einen Bauern aus Ockenheim (Bingen) hinweist. Ob dieser schweißtreibend geschuftet hat und deshalb so bezeichnet wurde? Diese Eigenschaft kommt auch im Familiennamen Morgenschweis (116 Telefonanschlüsse) zum Ausdruck, der einen besonders fleißigen Menschen bezeichnet, der früh am Morgen mit der Arbeit beginnt.  

Kühlwein

Wer viel schwitzt, muss auch viel trinken – das war schon im Mittelalter so. Neben Wasser wurde als nahrhafte Ergänzung von der breiten Bevölkerung vor allem Bier und Most getrunken, nur zu besonderen Anlässen auch Wein konsumiert. Dieser wird seit circa 2000 Jahren in Deutschland angebaut und gerne getrunken: Das ist vor allem den Römern zu verdanken, die in großem Maße Trauben anbauen ließen, um den Weinbedarf der Legionen und des Reiches zu stillen. So entstanden in den römisch kontrollierten Gebieten des heutigen Deutschlands die ersten Weinregionen. Es ist also keine Überraschung, dass der Familienname Kühlwein (259 Telefonanschlüsse) vor allem im Südwesten zu finden ist. Es handelt sich entweder um einen indirekten Berufsnamen für einen Wirt, der kühlen Wein verkauft, oder um einen Übernamen für eine Person, die gerne und viel (vorzugsweise gekühlten) Wein trinkt. Besonders trinkfreudige Menschen bezeichnet der Übername Stürzbecher (47 Telefonanschlüsse), zu mittelhochdeutsch stürzen ‘ausschütten, entleeren’. Hier liegt ein Satzname vor: [Ich] stürze [den] Becher. Ob das bei den  
aktuellen Temperaturen so eine gute Idee ist? Wir greifen lieber auf eine Traubensaftschorle oder Wasser zurück.

Leinhos

Es bleibt noch die Frage nach passender sommerlicher Kleidung offen. Bereits im Mittelalter wurde gerne Kleidung aus Leinen (zu mittelhochdeutsch līn, mittelniederdeutsch līne, linne) getragen. Das aus Flachs, seltener auch Hanf, hergestellte Gewebe wurde neben Leib- bzw. Unterwäsche auch z.B. zu Handschuhen, Schleiern oder Spitzen verarbeitet. Aus Leinen gröberer Qualität wurden unter anderem Bettwäsche sowie Tischdecken, Vorhänge und Handtücher hergestellt. Der Familienname Leinhos (297 Telefonanschlüsse) geht entweder zurück auf einen Übernamen für den Träger von Hosen aus Leinen oder auf einen indirekten Berufsnamen für den Hersteller solcher Kleidungsstücke. Auf die Verarbeitung von Leinen beziehen sich auch die Familiennamen Leinweber (1193 Telefonanschlüsse) und Leinekugel (Hersteller oder Träger von Kapuzen aus Leinen; 10 Telefonanschlüsse).

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Oder wie wär’s mit einem Grillabend?