Alles für die Katz
Diesmal dreht sich alles um das beliebteste Haustier der Deutschen. Laut ZZF Heimtiermarkt und Heimtierpopulationsbericht 2018 beherrschen rund 15 Millionen Stubentiger 23% der menschlichen Haushalte. Hauskatzen begleiteten den Menschen schon in den alten Kulturen Mesopotamiens und Ägyptens und waren wertvolle Nutztiere für die Jagd auf Schädlinge wie Mäuse und Ratten. Waren also schon unsere Vorfahren im Mittelalter Katzenliebhaber oder von ihren angeblichen magischen Fähigkeiten fasziniert? Waren das die Gründe für Namen wie Katz, Katzer und Katzenschwanz? Mit den felinen Familiennamen beschäftigten sich die Praktikantinnen Juliane Grau, Elena Gritzner und Karolina Zybal, die sich mit vollem Einsatz für unser Wörterbuchprojekt engagierten.
Katz
Man könnte meinen, wer mit Familiennamen "Katz" heißt, und das sind immerhin etwa 3648 Menschen in Deutschland, bräuchte ein Familiennamenwörterbuch gar nicht ausführlich konsultieren. Der Name sollte ja definitiv etwas mit der Katze zu tun haben, dem beliebtesten Haustier der Deutschen. Doch Katzen sind auch immer für Überraschungen gut, sodass sie solche auch als Namen bergen. Ganz und gar unpassend zum wechselhaften Wesen der Katze im Allgemeinen, aber wohl auch gänzlich ohne Bezug zu ihnen ist die Deutung als jüdischer Name zu Hebräisch Kohen-zedek oder Kahen-zedek, was soviel bedeutet wie "Priester der Gerechtigkeit". Die Form wurde im Laufe der Zeit zusammengezogen. Ähnlich unerwartet ist vielleicht, dass man mit dem mittelhochdeutschen Begriff katze und seiner mittelniederdeutschen Entsprechung katt(e) ein bewegliches Schutzdach für die Belagerung von Städten und Festungen im Kriegsfall bezeichnete. Ob dieses Gerät Katze/Katte hieß, weil es so beweglich war, oder ob der Begriff eine andere sprachliche Herkunft hat, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Der Familienname steht in diesem Fall als Übername für jemanden, der ein solches Dach benutzt oder herstellt. Aber der Name Katz hat auch eine naheliegendere Bedeutung, nämlich als Übername zum einen für einen Katzenliebhaber oder -schänder, zum anderen für jemanden, der sich katzenartig, geschmeidig bewegt oder ein katzenartigen Wesen hat. Alle drei aufgeführten Bedeutungen können als ähnlich wahrscheinlich angesehen werden. Vereinzelt ist die Benennung nach dem Flurnamen Katz möglich, der in ganz Deutschland vorkommen kann (z.B. Oberelsungen, Landkreis Kassel, Hessen), häufiger jedoch als Kompositum auftritt (z.B. Katz-Wiese, Ober-Seemen, Wetteraukreis, Hessen).
Katzenschwanz
Flauschig und puschelig oder doch schmal und grazil? Der Nachname Katzenschwanz gehört sicherlich zu den etwas skurrileren Namenformen, die zu diversen Interpretationsmöglichkeiten einladen. Mit 24 Telefonanschlüssen (das entspricht ca. 67 Namenträger_innen) ist der Name eher selten. Doch bevor Sie sich mit hartgesottenen Katzenliebhabern in eine hitzige Diskussion über die Ästhetik feliner Hinterteile stürzen - halten Sie kurz inne! Denn obwohl dieses Thema äußerst einladend erscheint, hat es mit dem Familiennamen eher wenig zu tun. Vielmehr handelt es sich um einen Flurnamen für ein langes und schmales Flurstück, das dadurch optisch an das Ende eines Katzenpopöchens erinnert. Der Anwohner dieses Flurstückes verdankte seinen Namen also der Wohnstätte. Neben dieser Deutung existiert allerdings noch eine weitere: Es könnte sich um einen Übernamen für eine Person handeln, die sich gerne durch Schmeicheleien Vorteile erschleicht. Die letztere Variante klingt ebenfalls plausibel - dies geht zumindest aus den Erfahrungswerten zahlreicher zweibeiniger Dosenöffner hervor, die das enstprechende einschmeichelnde Verhalten ihrer Haustiere kennen.
Katzer
Katzen belegen Platz 1 der beliebtesten Haustiere in Deutschland. Ja, Katzen haben hierzulande viele Liebhaber und so ist es nicht verwunderlich, dass der Familienname Katzer ebenfalls häufig vertreten ist: 1084 Telefonanschlüsse sind in Deutschland verzeichnet, das entspricht rund 3035 Personen. Auch die Etymologie von Katzer legt eine gewisse Zuneigung zu dem entsprechenden Tier nahe: Katzer kann demnach eine Ableitung von mittelhochdeutsch katze "Katze" und somit ein Übername für einen Menschen sein, der viele Katzen besitzt oder sich durch eine ausgeprägte Katzenliebe auszeichnet. Doch muss nicht jeder Katzer tatsächlich ein Freund der "domestizierten Mäusevertilger" sein. Kein großer Katzenfan ist nämlich ein anderes Tier, das sich hinter Katzer verstecken kann: So lässt sich der Familienname auch vom tschechischen kačer oder slowakischen káčer ableiten, was übersetzt "Enterich" bedeutet. Ob die Schöpfer der Tigerente diese Verbindung zwischen den beiden eigentlich so unterschiedlichen Tieren gespürt haben?