Auf den Hund gekommen...

...sind die Mainzer Namenforscher_innen, als sie erfuhren, dass gemäß der chinesischen Astrologie das Jahr des Hundes angebrochen ist. Der Hund, der als Tierzeichen für Treue steht, löste damit am 15. Februar 2018 das Jahr des Hahns ab. Deshalb wollten wir uns die hündischen Familiennamen wie Hund, Hundbiß, Gebell einmal näher anschauen. Unsere mittelalterlichen Vorfahren hatten ein zwiespältiges Verhältnis zum Hund: Auf der einen Seite stand er als treuer Begleiter des Menschen für Loyalität und Gehorsam, auf der anderen Seite nahm man aber auch seine wilde Seite wahr und sah ihn als kämpferisch oder sogar bissig an. Allmählich wurde "Du Hund" sogar zum geringschätzigen Schimpfwort. Der Hund blieb aber unbestritten das wichtigste Haustier. In erster Linie war er, anders als heute, vor allem in der Funktion als Jagd- und Wachhund, ein Nutztier. Heute sind Hunde für uns eher Familienmitglieder, die uns als treue Begleiter zur Seite stehen. Auch in der Benennung der Hunde macht sich diese Beziehung bemerkbar: Hasso, Bello und Rex haben ausgedient, stattdessen ähneln die Namen der Hunde, z.B. Lily, Paul, Benno, zunehmend menschlichen Rufnamen.
Die Redewendung "auf den Hund gekommen sein" bezieht sich auf jemanden, der einen meist finanziellen Abstieg genommen hat. Es ist nicht ganz klar, wie sie entstanden ist. Wenn man kein Geld mehr für ein Pferd oder Ochsen hatte, musste man Hunde vor einen Karren spannen. In Geldtruhen wurde als warnende Verzierung oft ein Wachhund abgebildet. War man am Boden der Truhe angelangt, konnte man den Hund sehen und war gleichzeitig pleite.
Das Special rund um den Hund wurde zusammengestellt von unseren engagierten Praktikant_innen Uma Nimkar, Patrick Brookshire und Marvin Martiny.

Hund

Sie heißen Hund mit Nachnamen? Dann war Ihr Vorfahre sicher ein Hundeliebhaber - könnte man vermuten. So wie bei den über tausend anderen Telefonanschlüssen, die unter diesem Namen in Deutschland verzeichnet sind. Genauer betrachtet hat der Name Hund aber verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Des Menschen bester Freund ist nur eine davon. Schon im althochdeutschen gab es das Wort hunt in derselben Bedeutung wie heute. Der Nachname kann sich also aus einem Übernamen herleiten, der im Mittelalter wohl bei Rittern sehr beliebt war. Er bezeichnete einen bissigen, gefährlichen Menschen, ähnlich einem Jagdhund. Übertragen konnte er auch die Bedeutung 'Bösewicht' haben und dabei abwertend als Schelte benutzt worden sein. Genauso wahrscheinlich aber ist die Benennung nach einer Berufsbezeichnung: Althochdeutsch hunto oder hunno bezeichnet einen Unter-Richter, Gemeindevorsteher oder Hauptmann (über eine Hundertschaft). Der Nachname geht hier also auf den Inhaber eines solchen Amtes zurück. Da es auch einen Ort mit dem Namen Hunden gibt (in der Nähe von Hamburg) und den Fluss Hunte in Niedersachsen, könnte es auch sein, dass sich der Nachname in Einzelfällen von diesen beiden Ortsnamen ableitet.

Hundgeburt

Wer den Nachnamen Hundgeburt oder eine der beiden häufigeren Varianten Hundgeburth bzw. Huntgeburth trägt, sollte sich über den Ruf seiner Vorfahren keine Gedanken machen. Der Name hat nämlich wenig mit einer (zweifelhaften?) Geburt zu tun. Stattdessen kann das zweite Namensglied vom mittelhochdeutschen Wort gebûr 'Bauer' abgeleitet werden und es gibt sogar Belege für die Verwendung des Begriffs huntgebûr. Hierbei handelte es sich wohl um eine Berufsbezeichnung für jemanden, der die Hunde seines Lehensherren aufzog. Das Wort scheint in diesem Fall übrigens mehr als angemessen, da diese Leistungsverpflichtung nach Einschätzung von Brechenmacher (Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen I, 755) unter Bauern "ganz besonders verhaßt" war. Neben dieser Deutung gibt es auch noch die Theorie, dass der Nachname Hundgeburth auf einen gleichlautenden Ort im Raum Bergheim-Köln zurückgehen könnte.

Hundbiß

Die Familiennamen Hundbiß oder auch Hundbiss sind von ihrer Bedeutung her weder obskur noch subtil: Gemeint ist eindeutig der Hundebiss. Stellt sich eher die Frage, warum wurde ausgerechnet Hundbiß ein Familienname? Ganz eindeutig ist es nicht, aber es gibt Hinweise: So könnte es sich um einen Namen für den Jäger als Halter eines bissigen Jagdhundes handeln. Es ist aber auch möglich, dass ein Übername für einen "bissigen" oder gefährlichen Menschen vorliegt - im negativen wie im positiven Sinne, wie es scheint. Wie beim Namen Hund(t) kann es sich um einen besonders unangenehmen Zeitgenossen gehandelt haben, aber auch um einen Kämpfer, der seinen Kampfeswillen und eventuell seine Loyalität darstellen wollte, so wie der Ritter Henggi Hundbiß aus Ravensburg (1384). Dabei ist auffällig, dass alle heutigen Namensträger aus Süddeutschland kommen, die meisten davon aus den südlichsten Regionen, die dem historischen Belegort recht nahe sind.

Gebell

So mancher Hund kündigt sich ja mit lautem Gebell an. Der Name Gebell ist mit 14 Telefonanschlüssen in Deutschland und sieben in Österreich nicht nur äußerst selten belegt, er weist auch eine interessante Herkunft auf. Im Gegensatz zum noch selteneren Kleffer hat er nämlich gar nichts mit Hundelauten zu tun. Stattdessen geht er wohl auf die Kurzform Geb zu ältereren Rufnamen wie Gebhard, Gebwin oder Geblinde zurück. An diese Kurzform wurde die Endung -el zur Verkleinerung angefügt. Eine solche Form konnte eine kosende Funktion besitzen oder dazu gedient haben, Kinder von ihren Eltern zu unterscheiden. In manchen Fällen kann der Name Gebell infolge komplexer Lautwandelphänomene sogar auf die alten Rufnamen Godebrecht oder Godebald zurückgehen.

Platz

Der Name Platz könnte gut und gerne eine Aufforderung an einen Hund darstellen sich zu setzen, geht aber tatsächlich auf eine Örtlichkeitsnamen zurück. Jemand, der Platz heißt, wohnte also an einem Stück freien Land oder am Dorfplatz. Möglich ist auch, dass es ein Herkunftsname ist, denn einige Orte in Deutschland tragen den Namen Platz. Etwas ungewöhnlicher, aber nicht auszuschließen, ist die Deutung, dass der Name auf das Wort für einen flachen Kuchen oder Fladen zurückgeht (vgl. Plätzchen) und damit ein Name für den Bäcker von flachen Kuchen oder einen Menschen mit dieser Lieblingsspeise ist.

Zwinger

Auch Zwinger ist ein Name, der sofort an Hundezwinger und dann vielleicht auch an Hundezüchter und -halter denken lässt. Aber auch hier ist die Bedeutung ursprünglich eine andere: Der Zwinger ist der Raum zwischen einer Mauer und einem Graben, häufig einer Burg, eventuell (wie bei "Zwinge" sicher belegt) für ähnliche natürliche Gegebenheiten, also zum Beispiel eine Klamm oder Schlucht am Fuß eines Berges. Die Namenbedeutung bezieht sich also in erster Linie auf die Wohnstätte für jemanden, der an einem Zwinger wohnt. Der Begriff Hundezwinger ist übrigens dadurch entstanden, dass im Raum zwischen Burgmauer und Graben teilweise wohl Tiere gehalten wurden. Eine weitere Bedeutung hat mit dem Verb zwingen zu tun. Damit liegt ein Übername für eine bedrängende, unangenehme Person vor.