Der Winter naht!
Das ist der Wahlspruch des Hauses Stark, einer mächtigen Adelsfamilie des Kontinents Westeros. Die Adels- und Herrscherhäuser von Westeros verstricken sich in einen zähen Kampf um Macht und Einfluss, während die kleinen Leute ums Überleben ringen und ihre Welt von einer unheimlichen Bedrohung heimgesucht wird. Wer am Ende auf dem Thron sitzt, wer überleben wird und ob sich die Situation doch noch zum Besseren wendet, beschäftigt Tausende von Fans des amerikanischen Schriftstellers George Raymond Richard Martin, der am 20. September 1948 geboren wurde. 1996 erschien der erste Band des vielbändigen Epos "A Song of Ice and Fire", heute besser bekannt unter dem Namen der Verfilmung als "Game of Thrones". Während weltweit die Fans händeringend und sehr gespannt auf die abschließenden Bände und die letzte Staffel der Verfilmung warten, möchten wir ihnen die Zeit mit einem Namenspecial verkürzen, das sich unserer liebsten Helden annimmt.
Fortsetzung folgt!
Stark
Das Haus Stark von Winterfell gehört zunächst den mächtigsten Adelsgeschlechtern der Sieben Königslande und zeichnet sich durch seine unerschütterliche Loyalität aus. Doch ist es wirklich so widerstandfähig, wie der Name vermuten lässt? In Deutschland tragen rund 26.032 Personen (errechnet aus 9.297 Telefonanschlüssen) den Familiennamen Stark. Er geht auf mittelhochdeutsch starc, starke bzw. mittelniederdeutsch stark 'stark, gewaltig, fest' und beschreibt einen besonders starken, tapferen oder kräftigen Menschen. Gleichzeitig kann der Name aber auch als Kurzform zu einem älteren Rufnamen entstanden sein, der das Namenglied -stark- enthielt. Dies war beispielsweise bei Rufnamen wie Starcfrid der Fall, der sich aus den althochdeutschen Gliedern starc 'stark' und fridu 'Friede' zusammensetzte.
Schnee
Ungefähr 1.970 Menschen in Deutschland tragen den Familiennamen Schnee. Anders als in den Sieben Königslanden, in denen nur uneheliche Kinder aus dem Norden diesen Namen erhalten, verweist der Name bei uns auf das Aussehen, die Herkunft oder den Wohnort der ersten Namenträger: Einerseits kann dieser ein Mensch mit weißem Haar gewesen sein. Andererseits könnte jemand gemeint sein, der aus einem Ort namens Schnee, Klein Schneen, Großschneen o. ä. stammte. Der Name geht eventuell aber auch auf das mittelniederdeutsche Wort snede zurück, das 'Schneise, in den Wald geschlagener Weg' bedeutete. Da solche Schneisen häufiger als Grenze zwischen zwei Gemarkungen dienten, erhielt der Begriff allmählich allgemein die Bedeutung 'Grenze'. So kann auch jemand gemeint gewesen sein, der an einer Siedlungsgrenze oder der Grenze eines Herrschaftsgebiets wohnte - passend zu unserer Romanfigur Jon Schnee, der das Schwarz anlegt, um an nördlichen Grenze der Sieben Königslande den Rest seines Lebens als Wächter auf der Mauer zu verbringen.
Sewert
Sir Davos Seewert, genannt der Zwiebelritter, stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Aus dem Flohloch genannten Armenviertel der Hauptstadt arbeitet er sich zum Berater von Königen empor und es zeigt sich, dass auf den vernunftgeleiteten Ratschlag des ehemaligen Schmugglers stets Verlass ist. Für Seewert gibt es keinen Treffer, aber Sewert ist mit 16 Telefonanschlüssen (das entspricht ca. 45 Namenträger_innen) als Familienname in Deutschland belegt. Es handelt sich um eine zusammengezogene Form des Rufnamens Siegwart (> Sewart > Sewert) oder Siegfried (> Sefert > Sewert). Die Rufnamen basieren auf den Namengliedern althochdeutsch sigu, altsächsisch *sigi 'Sieg' und althochdeutsch wart, altsächsisch ward 'Hüter, Wart' bzw. althochdeutsch fridu, altsächsisch frithu, frethu 'Friede'. Ob sich der Name als prophetisch erweist oder sogar einen Hinweis auf die zukünftigen Entwicklungen des Fantasy-Epos verbirgt, muss allerdings offen bleiben.
Frey
Alles andere als frei ist der Weg für das Heer von Robb Stark nach Königsmund. Schließlich gilt es in der Eng den Trident zu überqueren, doch die einzige Brücke kontrolliert das Haus Frey vom Kreuzweg. Und seit Hunderten von Jahren versäumen es die Freys nicht, ihren Wegzoll einzutreiben. Auch Robb Stark zahlt seinen Preis, um die Brücke zu passieren: Er soll eine der Töchter von Lord Walder Frey heiraten und sich damit in eine Abhängigkeit begeben, die einem typischen Träger dieses Familiennamens seiner Etymologie nach eigentlich nicht innewohnt. Bei dem Familiennamen Frey handelt es sich um eine vor allem im Südwesten Deutschlands verbreitete Namenvariante, die mit ca. 11.000 Namenträger_innen belegt ist. Auch bei den freiheitsliebenden Schweizern ist der Name sehr beliebt. Er geht zurück auf mittelhochdeutsch vrī, vrīe 'frei, ledig, nicht gebunden oder gefangen, frei von Sorgen, unbekümmert' und steht für jemanden, der - im Gegensatz zum Hörigen - frei von Abgaben und Leibeigenschaft ist, also etwa einen freien Bauern. In seltenen Fällen ist auch eine Deutung nach der Persönlichkeit des ursprünglichen Namenträgers als sorgloser und ausgelassener Mensch möglich.
Bolton
Die Angehörigen des Hauses Bolton können recht unangenehme Zeitgenossen sein, vor allem, wenn sie ihr Wappen (das einen gehäuteten Mann zeigt) und ihren Wahlspruch ("Unsere Klingen sind scharf") ernst nehmen. Der Familienname Bolton weist in Deutschland ca. 90 Namenträger_innen auf. In Großbritannien tragen dagegen 15.838 und in den USA 32.815 Personen diesen Familiennamen. Er geht auf gleichlautende Örtlichkeitsnamen in Nordengland (besonders in Lancashire) zurück, die altenglisch bolð 'Behausung' und tūn 'Einhegung, Ansiedlung' enthalten.