"Alle Vögel sind schon da...

... alle Vögel, alle" heißt es in einem Kinderlied, dessen Text Hoffmann von Fallersleben 1835 verfasste. Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar begrüßt in dem Lied mit ihrem Zwitschern und Pfeifen den Frühling. Besonders im Frühjahr ist der Gesang der genannten Vögel besonders auffällig, damit werden Reviere markiert und die Partnerwerbung begonnen. Die Amsel singt besonders schön und schon in den frühen Morgenstunden. Amseln gehören zu den Drosseln, von denen sich die Singdrossel ebenfalls durch melodischen Gesang hervortut. Die Familie der Finken ist recht artenreich, wobei besonders der Buchfink besonders schön singt. Ansonsten fallen die kleinen Vögel durch ein buntes Gefieder auf: Der Buchfink mit einem blauen Kopf, die Girlitze mit gelben Gefieder und die Distelfinken mit roten Gesicht und schwarz-gelb gemusterten Flügeln. Auch der Star glänzt durch metallisch grün-violette Federn auf. Sein Gesang ist recht vielfältig, er kann auch andere Vögel und Geräusche, wie z.B. Rasenmäher nachahmen. Also eine recht auffällige Vogelschar, die im Lied versammelt ist. Obwohl viele Vertreter der genannten Arten Zugvögel sind, bleiben sie aufgrund der milden Winter zunehmend bei uns. Wenn wir aber ihren Gesang hören, ist dies ein untrügliches Zeichen, dass der Frühling kommt. Das alles hat wohl schon unsere mittelalterlichen Vorfahren mit Freude erfüllt und sie beehrten ihre Mitmenschen mit Familiennamen aus der Vogelwelt. Allerdings waren die kleinen Sänger auch als Ergänzung des Speiseplans beliebt und der Beruf des Vögelfängers war nicht selten ein Motiv für die Namenvergabe. Das frühlingshafte Special haben diesmal unsere Praktikantinnen Nina Jakob und Annabella Schmitz verfasst.

Amsel

Was hüpft da fröhlich durch den Garten und macht pli-pli-pli? Richtig, es ist die Amsel mit ihrem orangenen Schnäbelchen auf der Suche nach Regenwürmern und allerlei anderen Leckereien. Der Familienname Amsel ist in Deutschland bei 155 Telefonanschlüssen (ca. 434 Personen) vertreten. Er ist wahrscheinlich aus der Vogelbezeichnung entstanden wie auch die Namen Fink oder Nachtigall. Warum haben Menschen diesen Familiennamen bekommen? Sie waren dafür bekannt, dass sie gerne singen, denn Amsel gilt als 'Übername des Sangesfrohen'. Die Amsel ist auch ein hervorragender Wecker, denn sie singt ab Anfang März manchmal schon vor der Morgendämmerung. Der Familienname Amsel kann auch eine andere Bedeutung haben: Die Vorfahren der berühmten Tänzerin Lena Amsel könnten auch Vogelfänger oder -händler gewesen sein. Außerdem kann jemand mit dem Familiennamen Amsel Bürger von Amseln in der Schweiz gewesen sein. Genau wie Liebe und Einsamkeit hat die Amsel viele Namen: Wem eine Person namens Merle Koß begegnet, der fragt sich womöglich, ob hier ein Fehler passiert ist. Denn das tschechische Wort für Amsel lautet kos und kommt in Familiennamen wie Koß, Koss, Koos aber auch Kossina oder Kosinna vor, ein anderes mittelhochdeutsches Wort für Amsel lautet merl(e) - der Name Merle Koß wäre also der Bedeutung nach Amsel Amsel. Auch die Diminutive Mörlins, Mährlein und Merlin sind beliebte Nachnamen, auch wenn die meisten Menschen dabei zunächst eher an den Zauberer denken als den Vogel.

Drossel

Pünktlich zum Frühling, wenn es wärmer wird, Blumen anfangen zu blühen und die Abende länger werden, kommen die Vögel aus ihrem Winterurlaub zurück in unsere Gärten und Wälder. Alle Vögel sind schon da, auch die Drosseln - Singdrosseln, Ringdrosseln und Misteldrosseln - sind wieder zurück aus ihrem Winterurlaub am Mittelmeer. Der kleine Singvogel mit der hellen Brust und den vielen kleinen dunklen Flecken lässt sich nun wieder mehr und mehr durch seinen einvernehmlichen Gesang hören. Der Gesang der Drossel, oder vielleicht auch eher der Singdrossel, war wohl auch das namengebende Merkmal für die Vorfahren der 798 Menschen (285 Telefonanschlüsse aus dem Jahr 2005), die in Deutschland mit Nachnamen Drossel heißen. Der Familienname Drossel kann als Übername auf jemanden zurückgehen, der, wie die Singdrossel, gut oder gerne singt. Andererseits kann der Name aber auch auf einen Übernamen zu dem mittelhochdeutschen Wort drūʒʒel 'Kehle, Rüssel, Schnauze' zurückgehen. Dann hatte der Träger des Namens wohl eher eine sehr markante Gesichts- beziehungsweise Nasenform, die an einen Rüssel erinnerte.

Fink

Amsel, Drossel... in dem bekannten Lied hat der Fink auch ein Wörtchen mitzureden! Diese Gruppe bunter Vögel ist Namensgeber für 9.884 Telefonanschlüsse (27.675 Personen). Und der Name kommt tatsächlich vom mittelhochdeutschen bzw. mittelniederdeutschen vinke, das den Vogel und zugleich einen 'übermütigen, fröhlichen und sangesfreudigen Menschen' bezeichnet. Genauso wie das Wort ein e verloren hat, haben auch die Finken im Laufe ihrer Entwicklung Verluste gemacht: Von 40 Finkengattungen sind inzwischen 6 ausgestorben. Ebenso kann es sich bei den Vorfahren des berühmten Gründers des Wilhelm Fink Verlags um Vogelfänger oder Vogelhändler gehandelt haben. Auch Unterarten der Finken sind als Familiennamen vertreten: Buchfink mit 192 Telefonanschlüssen, Bergfink mit 5 Telefonanschlüssen und Gimpel (468 Anschlüsse). Finken gibt es fast überall - nur nicht in der Antarktis. Manche von ihnen haben überkreuzte Schnäbel, damit sie Kirschkerne knacken und Tannenzapfensamen aus den Zapfen holen können. Wie viele Menschen mögen sie auch Früchte.

Star

Ein Star kommt selten allein - meist fliegen sie wie große, schwarz-weiße Wolken im Herbst am Horizont entlang. Insgesamt 15 Telefonanschlüsse sind auf diesen Namen angemeldet, das entspricht ca. 42 Personen. Das melodische, heisere Singen dieser Vögel könnte zur Namengebung beigetragen haben: Er bezeichnet generell einen lustigen, kommunikativen und beweglichen Menschen - manchmal auch Paradiesvogel genannt. Es kann sich aber ein slawisches Wort für 'alt' dahinter verbergen, so dass hier ein Übername für einen ältlichen Menschen vorliegt. Alternative Schreibweisen sind so bunt wie der Schimmer ihres Gefieders: Staar, Staer, Stahr.