Siedlungsnamen

Unter Siedlungsnamen (Oikonymen) versteht man Namen für von Menschen besiedelte Objekte, die kleiner als Länder und Landschaften sind. Dazu können Namen von Hofstellen, Dörfern, Verbandsgemeinden, Städten und Stadtteilen zählen. Eine eigene Gruppe bilden die Wüstungsnamen, die Namen aufgegebener, heute unbewohnter Siedlungen. Ein Siedlungsname kann nicht nur aus einem historisch gewachsenen Namenkern (Darmstadt) bestehen, sondern auch aus charakterisierenden Zusätzen, z.B. Stadt Allendorf, Bad NauheimRothenburg ob der Tauber. In jüngster Zeit ist ein Trend zu werbewirksamen Namenzusätzen zu beobachten: Wissenschaftsstadt Darmstadt, Gebrüder-Grimm-Stadt Hanau, Klingenstadt Solingen. Neben den Gewässernamen gehören die Siedlungsnamen zu den ältesten Ortsnamen, die je nach Alter der Siedlung in keltische, germanische, slawische und althochdeutsche Sprachstufen zurückreichen. Daher eignen sie sich besonders gut für die Rekonstruktion der Siedlungsgeschichte. Namenwechsel sind aus politischen Gründen zu beobachten (Buchhorn > Friedrichshafen, Chemnitz > Karl-Marx-Stadt > Chemnitz). Aufgrund der Gebietsreform kam es auch in jüngerer Zeit zum Schwund alter und der Entstehung neuer Siedlungsnamen (Mainflingen + Zellhausen > Mainhausen).

Literatur

Dräger, Kathrin (2013): Groß-Zimmern, Groß Grönau, Großopitz - Zur Zusammenfügung von Siedlungsnamen mit unterscheidenden Zusätzen. In: Namenkundliche Informationen 101/102, S. 297-314.

Heuser, Rita (2004): Mogontiacum, Moguntia, Meginze, Meintz, Menz, Mainz. Die Schreibungen des Stadtnamens von der Antike bis zur Neuzeit. In: Domblätter. Forum des Dombauvereins Mainz e.V. 6, S. 43-45.

Nübling, Damaris/Fahlbusch, Fabian/Heuser, Rita (2012): Namen. Eine Einführung in die Onomastik. Tübingen, S. 212-222.