Zurück zur Liste

Benennung nach kompositionellem Motiv

Benennungen nach kompositionellem Motiv (Assoziativkomposita) gehen nicht auf appellativische Komposita zurück, sondern wurden erst bei der Verwendung als Familiennamen zusammengesetzt. Im Gegensatz zu anderen Komposita bestehen sie aus zwei (selten auch mehr) frei miteinander assoziierten Gliedern, die in keiner inhaltlichen Beziehung zueinander stehen; die beiden Bestandteile sind in ihrer Bedeutung also völlig unabhängig voneinander zu deuten. Dies hat oft den positiven Nebeneffekt, dass eine Überschneidung mit Appellativen vermieden wird.

Im Fall der türkischen Familiennamen sind Assoziativkomposita oft dadurch bedingt, dass ein Familienname nur einmal je Verwaltungsbezirk vergeben werden durfte. War ein gewünschter Name bei Antragstellung nicht mehr verfügbar, so konnte man durch Anhängen eines zweiten Glieds auf einfache Weise einen neuen Namen kreieren. Kompositionelle Motive können sich aber auch einfach daraus ergeben haben, dass sich die Namenträger nicht zwischen zwei Namen entscheiden konnten und dann beide zusammengesetzt haben. So kommt es zu türkischen Familiennamen wie Senkaya (aus Sen ‘fröhlich’ und Kaya ‘Fels’) oder Aslantürk (aus Aslan ‘Löwe’ und Türk ‘Türke/Türkin’).

Im Schwedischen sind zweigliedrige Familiennamen wie z.B. Lindgren ‘Lindenast’ und Skoglund ‘Waldhain’ als Assoziativkomposita aufzufassen. Mehrheitlich stammen die einzelnen Elemente aus dem Natur- (Pflanzen, Tiere, Landschaftsformen) und/oder Militärbereich (z.B. Stå(h)l ‘Stahl’, Sköld ‘Schild’) und auch Toponyme können als Erstglied einbezogen werden (z.B. Lundberg). Die einzelnen Namenglieder sind dabei frei kombinierbar, das heißt, die Gesamtbedeutung muss keinen Sinn ergeben (vgl. Stenkvist ‘Steinzweig’, Strömberg ‘Stromberg’). Als Vorbild dienten Adelsnamen, die im 16. Jahrhundert aufkamen und sich aus der heraldischen Motivik des Familienwappens ableiteten (z.B. ergab die Darstellung eines Bären auf einem Berg den Namen Björnberg ‘Bärenberg’). Dieses Bildungsmuster haben später im 17. Jahrhundert die bürgerlichen Schichten übernommen. Auch heute wird bei Neubildungen von Familiennamen (Namenwechsel ist in Schweden erlaubt) der zweigliedrige Typ häufig gewählt und sogar von offizieller Seite empfohlen.

Literaturhinweise

Literatur

  • Brylla, Eva (2009): Andersson, Pettersson, Lundström och... Om nordiska efternamn i sin europeiska omgivning. Uppsala. Hier S. 35-74.
  • Nübling, Damaris (1997): Reglementierte Kreativität bei der Schaffung neuer Familiennamen. die Prinzipien von Namenwahl und Namenwandel in Schweden. In: Birkmann, Thomas/Klingenberg, Heinz/Nübling, Damaris/Ronneberger-Siebold, Elke (Hrsg.): Vergleichende germanische Philologie und Skandinavistik. Festschrift für Otmar Werner. Tübingen, S. 213-229. Hier S. 213-230.
  • Nübling, Damaris (1997): Deutsch-schwedische Divergenzen in Entstehung und Struktur der Familiennamen. Ein Beitrag zur kontrastiven Onomastik. In: Beiträge zur Namenforschung (BNF). 32/2. S. 141-173. Hier S. 141-173.

Metadaten

Daten zur Erstellung der thematischen Information

AutorIn
Mehmet Aydin
Friederike Kreil
Veröffentlichungsdatum
16.04.2024
Zitierhinweis

Aydin, Mehmet und Kreil, Friederike, Benennung nach kompositionellem Motiv, in: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands,
URL: < http://www.namenforschung.net/id/thema/7/1 >