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Vietnamesische Familiennamen

Vietnam (offiziell Sozialistische Republik Vietnam) ist ein Küstenstaat im Zentrum Südostasiens und grenzt an China, Laos und Kambodscha sowie an den Pazifischen Ozean und das Japanische Meer. Derzeit leben in Vietnam circa 98 Millionen Menschen (bmz.de, letzter Zugriff: 20.03.2024). Das Vietnamesische ist eine Tonsprache (die Tonhöhe bzw. Intonation dient zur Unterscheidung der Bedeutung von Wörtern), die wie das Kambodschanische (Khmer) zu den austroasiatischen Mon-Khmer-Sprachen zählt und heute von ungefähr 80 Millionen Menschen gesprochen wird (siehe Bußmann 2008, Seite 781). Zur Verbreitung der Sprachfamilie siehe commons.wikimedia.org, letzter Zugriff: 08.12.2023. In Deutschland leben heute circa 185.000 vietnamesische Staatsbürger*innen und Deutsche vietnamesischer Herkunft, zur vietdeutschen Migrationsgeschichte siehe bpb.de, letzter Zugriff: 20.03.2024.

Vietnam stand mehr als 1.000 Jahre unter chinesischer Herrschaft, seit Ende des 18. Jahrhunderts unter französischer Kolonialherrschaft, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts andauerte. Nach einer Teilung des Landes und einem lange andauernden Bürgerkrieg sowie Kriegen gegen Frankreich, Japan und die USA wurde Vietnam 1976 unabhängig (planet-wissen.de, letzter Zugriff: 20.03.2024). Aufgrund des starken Einflusses der chinesischen Kultur in Vietnam finden sich viele Wörter chinesischen Ursprungs, als Standardschriftsystem waren lange Zeit chinesische Schriftzeichen im Gebrauch (etwa in der öffentlichen Verwaltung). Heute wird das lateinische Schriftsystem verwendet, wobei diakritische Zeichen zur Markierung von Tönen genutzt werden (z.B. Nguyễn, Trần, ).

Zu vietnamesischen Familiennamen existiert im Deutschen bislang so gut wie keine (eine kleine Übersicht findet sich bei Handschuck / Schröer 2011, Seite 254-257), im Englischen nur eine Forschungsarbeit ( Nguyễn 2010; einen Überblick bieten auch Hanks / Lenarčič / McClure 2022, Band 1, Seite clxxiv). Bezüglich der Entstehung vietnamesischer Familiennamen wurde lange Zeit davon ausgegangen, dass diese ausschließlich aus dem Chinesischen stammen (zur Entstehung und Benennungsmotiven siehe Chinesische Familiennamen), neuere Forschung deutet jedoch darauf hin, dass auch einheimische vietnamesische Familiennamen existieren (zur Diskussion siehe Nguyễn 2010, Seite 56). Dabei soll es sich vor allem um Herkunfts- und Wohnstättennamen handeln, die aus dem Norden Vietnams, insbesondere dem Delta des Roten Flusses stammen. So könnte der häufigste Familienname Nguyễn unter anderem auch auf eine altvietnamesische Bezeichnung in der Bedeutung ‘Quelle, Kanal, kleiner Fluss’ zurückgehen. Einige Familiennamen werden auch auf traditionelle vietnamesische Totems aus dem ersten Jahrtausend n. Chr. zurückgeführt, etwa (‘Stamm der Hühner’) and Trâu (‘Stamm der Büffel’).

Der vietnamesische Personenname setzt sich heute in der Regel aus drei Namen in folgender Reihenfolge zusammen: Familienname + Mittel- bzw. Zwischenname + Rufname. Wie im Chinesischen steht der Familienname vor dem Rufnamen und besteht meist aus nur einer Silbe. Weil fast jedes vietnamesische Wort auch ein Rufname sein kann (anders als z.B. im Deutschen), sind diese nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet. Der Mittelname dient daher häufig zur Markierung von Geschlecht, beispielsweise indiziert der Mittelname Văn männliches, Thị hingegen weibliches Gesechlecht.

In Vietnam gibt es schätzungsweise 1.050 verschiedene Familiennamen, wovon jedoch nur circa 100 Namen häufiger zu finden sind (in Deutschland gibt es circa 850.000 verschiedene Familiennamen). Tatsächlich tragen etwa 90 Prozent der vietnamesischen Bevölkerung einen der 14 häufigsten Namen (siehe Hanks / Lenarčič / McClure 2022, Band 1, Seite clxxiv). Den häufigsten Familiennamen Nguyễn bzw. Nguyen tragen circa 38 Prozent der Bevölkerung (siehe Nguyễn 2010, Seite 333).

Die 10 häufigsten Familiennamen in Vietnam lauten (nach Nguyễn 2010, Seite 333-334): 1. Nguyễn (siehe Nguyen), 2. Trần (siehe Tran), 3. Lê (siehe Le), 4. Phạm, 5. Hoàng (siehe Hoang), 6. Vũ, 7. Bùi, 8. Phan, 9. Đỗ und 10. Võ.

Literaturhinweise

Literatur

  • Bußmann, Hadumod (2008): Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Stuttgart. Hier S. 781.
  • Handschuck, Sabine/Schröer, Hubertus (2011): Eigennamen in der interkulturellen Verständigung. Handbuch für die Praxis. 2. Auflage. Augsburg und Bay. Hier S. 254-257.
  • Hanks, Patrick/Lenarčič, Simon/McClure, Peter (2022): Dictionary of American Family Names. 2. Auflage. Band 1. Oxford. Hier S. clxxiv.
  • Lê, Hoa Trung (2005): Họ Và Tên Người Việt Nam (Vietnamese family and personal names). Ho-Chi-Minh-Stadt.
  • Nguyễn, Khoa Việt (2010): A cross-cultural approach to personal naming: given names in the systems of Vietnamese and English. Falmer.

Weblinks

Metadaten

Daten zur Erstellung der thematischen Information

AutorIn
Anne Rosar
Veröffentlichungsdatum
16.04.2024
Zitierhinweis

Rosar, Anne, Vietnamesische Familiennamen, in: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands,
URL: < http://www.namenforschung.net/id/thema/3/1 >