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Kobel

Allgemeines

Häufigkeit
414
Rang
8802
Sprachvorkommen
deutsch
sorbisch
Hauptverbreitung
Schweiz
Deutschland
Polen

Etymologie

Hauptbedeutung

  1. Benennung nach Rufname, siehe Kob 1. Es liegt ein Diminutiv mit dem Suffix -el vor.
  2. Benennung nach Wohnstätte zu mittelhochdeutsch kobel ‘enges, schlechtes Haus’ für den Bewohner eines solchen Hauses.
  3. Benennung nach Wohnstätte zu mittelhochdeutsch kobel ‘Felsenschlucht’ für jemanden, der bei einer Felsenschlucht wohnt.
  4. Benennung nach Beruf, siehe Kowal 1. Es handelt sich um eine Lautvariante mit Wandel w > b und Vokalabschwächung im Auslaut. Zur Varianz b / w im Deutschen siehe Kunze/Nübling 2011, Band 2, Seite 151-155. Im sorbischen Sprachgebiet ist diese Lautvarianz historisch bereits seit dem 14. Jahrhundert belegt, was auf die frühe Integration sorbischer Familiennamen ins Deutsche hindeutet. Später erfolgte eine Vokalabschwächung im Auslaut.

In Einzelfällen

  1. Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch kobel ‘enges, schlechtes Haus’ als indirekter Berufsname für jemanden, der nur ein kleines Haus und kein eigenes oder nur sehr wenig mit Frondienst belastetes Land besitzt und als Kleinbauer, Landarbeiter oder Tagelöhner arbeitet. Vergleiche Seldner, Hauser 1.
  2. Benennung nach Herkunft zu den Siedlungsnamen Kobel (mehrfach in Bayern, auch in der Schweiz, gemäß Bahlow 1985, Seite 289 auch in Schlesien), Koblau (historisch in Mähren, heute Koblov , Tschechien). Kobbel (Gemeinde im Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt) kommt aufgrund der Verbreitung des Familiennamens weniger infrage.
  3. Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch kobel ‘Stute’ als indirekter Berufsname für einen Pferdezüchter.
  4. Benennung nach Beruf zu dialektal elsässisch kobel ‘Kopfschmuck der Frauen, Haube’ für den Hersteller eines solchen Schmucks oder von Kopfbedeckungen.
  5. Benennung nach Übername zu frühneuhochdeutsch kobel ‘Teufel, böser Geist’ für einen Teufelskerl, für einen rücksichtslosen, vor nichts zurückschreckenden Menschen oder für jemanden mit diabolischem, hinterhältigem Charakter.
  6. Benennung nach Beruf zu westslawisch, insbesondere obersorbisch kobjel , polnisch kobiel ‘Bügelkorb, insbesondere zum Kartoffellesen; aus Bast oder Reisig geflochtener Korb’ als indirekter Berufsname für den Hersteller von Körben bzw. für einen Kartoffelbauern.
  7. Benennung nach Übername zu mittelhochdeutsch kobel ‘Stute’, später auch in der Bedeutung ‘schlechtes Pferd’ oder als Schimpfwort, siehe Deutsches Wörterbuch, letzter Zugriff: 01.12.2021.

Historischer Namenbeleg

Mertin Kobal

Belegjahr
1383
Belegort
Sablath, Sorau (Lausitz)
Quellenangabe
Schlimpert, 1978, Seite 67.

Verbreitung

Verbreitung innerhalb Deutschlands

Verbreitung außerhalb Deutschlands

Schweiz

Häufigkeit
600
Angaben zur Quelle
Art der Quelle
Telefonanschlüsse
Jahr der Quelle
2015
Quelle
interaktiv.tagesanzeiger.ch/newsnetz/namenkarte/, letzter Zugriff 01.12.2021.

Polen

Häufigkeit
614
Angaben zur Quelle
Art der Quelle
Einwohnerzahlen
Jahr der Quelle
2002
Quelle
Rymut 2003, Seite 5089.

Frankreich

Häufigkeit
32
Angaben zur Quelle
Art der Quelle
Geburtenzahlen
Jahr der Quelle
1966-1990
Quelle
geopatronyme.com, letzter Zugriff 01.12.2021.

Historische Verbreitung

Zur historischen Verbreitung siehe Namensverbreitungskarte, letzter Zugriff: 01.12.2021.

Verwandte Artikel (Auswahl)

Literaturhinweise

Literatur

  • Bahlow, Hans (1985): Deutsches Namenlexikon. Frankfurt am Main. Hier S. 289.
  • Kunze, Konrad/Nübling, Damaris (Hrsg.) (2011): Deutscher Familiennamenatlas. Band 2: Graphematik/Phonologie der Familiennamen II: Konsonantismus. Berlin und New York. Hier S. 151-155.
  • Kunze, Konrad/Nübling, Damaris (Hrsg.) (2012): Deutscher Familiennamenatlas. Band 3: Morphologie der Familiennamen. Berlin und Boston. Hier S. 394-395.
  • Rymut, Kazimierz (2003): Słownik nazwisk używanych w Polsce na paczątku XXI wieku (CD ROM). Kraków. Hier S. 5089.
  • Schlimpert, Gerhard (1978): Slawische Personennamen in mittelalterlichen Quellen zur deutschen Geschichte. Berlin. Hier S. 67.
  • Wenzel, Walter (1999): Lausitzer Familiennamen slawischen Ursprungs. Bautzen. Hier S. 132.

Metadaten

Daten zur Artikelerstellung

AutorIn
Julia Griebel
Andrea Scheller
Veröffentlichungsdatum
16.04.2024
Zitierhinweis

Griebel, Julia und Scheller, Andrea, Kobel, in: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands,
URL: < http://www.namenforschung.net/id/name/8810/1 >