Reuß

Allgemeines

Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch riuse ‘Schuhflicker’.
Benennung nach Übername zu mittelhochdeutsch Riuse ‘Russe’ für jemanden, der (Handels-)Beziehungen nach Russland hatte oder dorthin gereist war.
Benennung nach Beruf, siehe Reuse 1. Es handelt sich um eine Lautvariante mit Apokope des e .

Benennung nach Übername zu frühneuhochdeutsch Reuß ‘Wallach, verschnittenes Pferd’. Da das Appellativ in dieser Bedeutung erst im 16. Jahrhundert belegt ist, ist diese Deutung (siehe Zoder 1968, Band 2, Seite 396) unsicher.

Benennung nach Rufname. Es handelt sich um ein Patronym zu Ruoß, einer Koseform von Ruodolf. Diese Deutung (siehe Brechenmacher 1960-1963, Band 2, Seite 404) ist aus lautlichen Gründen auszuschließen.
Benennung nach Wohnstätte zum Gewässernamen Reuss (Fluss in der Schweiz). Aufgrund der Verbreitung des Familiennamens ist diese Deutung (siehe Zoder 1968, Band 2, Seite 396) auszuschließen.
Benennung nach Herkunft zum Siedlungsnamen Reuß. Diese Deutung (siehe Zoder 1968, Band 2, Seite 396) ist weitgehend auszuschließen. Das Fürstentum in Thüringen erhielt den Namen erst im 18./19. Jahrhundert; zuvor trug nur das herrschende Adelsgeschlecht den Namen. Das Dorf im Kreis Treuburg/Ostpreußen (polnisch Cimochy ) trug den Namen nur von 1928 bis 1945.

Brechenmacher, Josef Karlmann (1960): Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen. Band 2. Limburg an der Lahn. Hier S. 404.
Ebner, Jakob (2015): Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin. Hier S. 585.
Kunze, Konrad/Nübling, Damaris (Hrsg.) (2009): Deutscher Familiennamenatlas. Band 1: Graphematik/Phonologie der Familiennamen I: Vokalismus. Berlin. Hier S. 527-530.
Zoder, Rudolf (1968): Familiennamen in Ostfalen. Band 2. Hildesheim. Hier S. 396.

Busley, Simone und Aydin, Mehmet, Reuß, in: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands,
URL: < http://www.namenforschung.net/id/name/1616/1 >