Wie aus Zauberhand....

...erscheint heute ein besonderes Namenspecial. Am heutigen Tag hat einer der berühmtesten Zauberlehrlinge der Weltliteratur Geburtstag (er wird 37), zusammen mit seiner Erfinderin, der englischen Autorin Joanne K. Rowling. Die Mainzer Namenforscher_innen gratulieren mit einem zauberhaften Namenspecial. Dafür haben wir den Zauberstab geschwungen und Namen einiger Romanfiguren und -örtlichkeiten als Familiennamen wiedergefunden und erklärt.

Kessel

Natürlich sollte sich ein Zauberlehrling schon frühzeitig darin üben, für jede Situation einen passenden Zaubertrank brauen zu können. Mit größter Sorgfalt sammelt er die erlesenen Zutaten, um sie anschließend in einem großen Kessel zuzubereiten. Doch woher kommt der Name Kessel, den in Deutschland etwa 5283 Personen (errechnet aus 1887 Telefonanschlüssen) tragen? Der Familienname ist aus mittelhochdeutsch keʒʒel 'Kessel' entstanden und meint in den meisten Fällen einen Berufsnamen für einen Kessel- oder Kupferschmied, der metallenes Kochgeschirr herstellt. Kessel verbreitete sich aber auch als Wohnstättenname für jemanden, der in einer kesselförmigen Bodenvertiefung oder auch Senke wohnte. Kessler (16806 Namenträger_innen bei 6002 Telefonanschlüssen) und Kesseler (809 Namenträger_innen bei 289 Telefonanschlüssen) sind Varianten von Kessel.

Winkel

Ohne die richtige Ausstattung kommt man auf keiner Zauberschule weit - ob Zauberstab, Schuluniform oder Kupferkessel, alles, was das Zaubererherz begehrt, findet der kundige Zauberer bzw. die kundige Hexe in einer verborgenen Londoner Gasse voller Winkel. Dieser Gasse sehr ähnlich dürfte der Wohnort des ersten Trägers des Familiennamens Winkel ausgesehen haben, der heute ca. 6770 Namenträger_innen (das entspricht 2418 Telefonanschlüssen) hat: Der Name bezeichnete eine Wohnstätte, die abgelegen oder in einer Ecke verborgen lag. Im Niederdeutschen und Niederländischen entwickelte sich in der Folge für das Wort Winkel über die Bedeutung 'Hausecke' auch die Bedeutung 'Kramladen', die sich noch im Wort Winkelkrämer erhalten hat. In Einzelfällen kann sich Winkel auch als Herkunftsname auf den gleichlautenden Siedlungsnamen im Odenwald beziehen.

Severus

Natürlich darf in der Welt unseres Zauberlehrlings ein finsterer und geheimnisvoller Rivale nicht fehlen. Denn ohne ihn wäre sein Zauberschulalltag nur halb so interessant. Der Rufname Severus ist treffend gewählt, heißt doch das lateinische Adjektiv severus übersetzt 'streng, ernsthaft'. Mit nur rund 17 Namenträgern (errechnet aus 6 Telefonanschlüssen) ist der Familienname Severus äußerst selten und belegt Rang 250093 in der Liste der deutschen Familiennamen. Tatsächlich geht der Name auch auf den gleichlautenden Rufnamen zurück, d.h. ein Sohn bekam den Namen des Vaters als Namenzusatz, um ihn besser identifizieren zu können. Der wichtigste Einfluss zur Vergabe dieses Rufnamens war der heilige Severus von Ravenna, der Schutzpatron der Weber, der der Legende nach als einfacher Wollweber durch ein göttliches Zeichen zum Bischof gewählt wurde. Sein Sarkophag befindet sich in der Severikirche in Erfurt. Häufigere Familiennamen, die zum Rufnamen Severus zu stellen sind, sind Sever (ca. 771 Namenträger errechnet aus 266 Telefonanschlüssen), Wehres (ca. 284 Namenträger errechnet aus 98 Anschlüssen), Vehres (ca. 73 Namenträger errechnet aus 25 Anschlüssen) und Verres (ca. 46 Namenträger errechnet aus 16 Anschlüssen).

Albus

Mit der Überlegenheit seiner Zauberkunst und seiner unerschütterlichen Gelassenheit ist der Schulleiter der Zauberschule eine der wichtigsten Personen im Umfeld unseres Jungzauberers. Immer wieder erklärt der weise Mann dem unerfahrerenen Zauberlehrling und seinen Fans die Welt der Zauberei, rettet ihn aus den ausweglosesten Situationen. Sein Tod löste eine Welle der Verzweiflung bei den Leserinnen und Lesern aus, denn nun schien der Vormarsch des Bösen unaufhaltsam. Selbst in die deutschen Familiennamen hat sich der große Zauberer anscheinend hineingezaubert, denn den Familiennamen Albus tragen in Deutschland etwa 1694 Menschen (605 Telefonanschlüsse). Und diese haben mit dem Zaubermeister tatsächlich eine Gemeinsamkeit: Albus ist die Latinisierung von deutschen Familiennamen wie Weiß, Weiss. Anders als der Schulleiter, dessen Haare und Bart in den Romanen grau, fast weiß sind, waren die Vorfahren der Träger des Familiennamens Albus jedoch nicht früh ergraut, sondern sie hatten helles, blondes Haar. Das Wort blond, das diese Haarfarbe heute bezeichnet, wurde hingegen erst im 17. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt.

Krumbein

Alle angehenden jungen Zauberer bringen ein Haustier mit in die Zauberschule, sei es eine Eule oder eine Kröte. Die beste Freundin unseres Zauberlehrlings besitzt einen Kater, der wohl nach kurzen, krummen Beinen benannt wurde. Rund 1016 Namenträger_innen in Deutschland (ergibt sich aus 363 Telefonanschlüssen) teilen sich den Namen mit dem kätzischen Haustier: Krumbein. Daneben gibt es noch Krummbein mit 14 Telefonschlüssen (entspricht ca. 38 Namenträger_innen) und Krumpein mit 10 Telefonschlüssen (entspricht ca. 28 Namenträger_innen). Auch hier ist ein körperliches Merkmal, nämlich krumme, schief gewachsene Beine, ausschlaggebend gewesen.