O Tannebaum

... wie grün sind deine Blätter. So beginnt das beliebte Weihnachtslied, das häufig von der um den Weihnachtsbaum versammelten Festgemeinschaft gesungen wird. Das fehlende n (Tannebaum) entpricht dem ursprünglichen Text, aber meist singen wir es heute dazu. Grün muss er sein und festlich geschmückt, hell erstrahlend im Lichterglanz. Eingang in die deutschen Wohnzimmer und zunehmende Popularität erfuhr der schön geschmückte Baum erst im 19. Jahrhundert. Er ist ein Nachfahre von Bäumen, die von den Zünften seit dem 16. Jahrhundert mit Früchten und Zuckerwerk ausgestattet und später freigegeben wurden, damit sich die Kinder daran bedienen konnten. Allmählich entwickelte sich daraus ein eigenständiger Brauch, einen Baum zur Weihnachtszeit mit Kerzen, Äpfeln, Süßigkeiten und Goldflitter, später dann mit Glaskugeln prachtvoll auszustatten. Aber zunächst leistete sich nur der Adel und das städtische Bürgertum einen Weihnachtsbaum. Erst allmählich breitete sich der dekorierte Baum als fester Bestandteil der Weihnachtsbräuche aus. Nach Frankreich und England brachten ihn die Angehörigen der Herrscherhäuser und mit deutschen Auswanderern kam er in alle Welt. Mehr zur Geschichte des Weihnachtsbaumes (mit schönen Abbildungen) kann man bei der Deutschen Digitalen Bibliothek erfahren.

Tannenbaum

Wie nennt man bei Ihnen den festlich geschmückten Baum zu Weihnachten? Weihnachts- und Tannenbaum herrschen im Norden vor, Christbaum im Süden (siehe Atlas zur deutschen Alltagssprache). Davon abgesehen teilen sich ca. 87 Menschen in Deutschland den Namen mit dem Festtagsschmuck. Der Familienname Tannenbaum geht, wie seine Varianten Danneboom, Dannenbaum, Tannebaum, auf mittelhochdeutsch tanboum 'Tanne, allgemein Waldbaum' zurück und bezieht sich auf die Wohnstätte in Waldesnähe. Auch ein Herkunftsname zu Siedlungen namens Tannenbaum im Rheinland und im Bergischen Land ist denkbar.

Baumschlager

Bevor der Weihnachtsbaum geschmückt werden kann, muss er zunächst im Wald gefällt und nach Hause gebracht werden. Der Familienname Baumschlager ist in Deutschland mit 8 Telefonanschlüssen (und damit ca. 22 Namenträger_innen) recht selten. Er geht auf mittelhochdeutsch boum 'Baum' und mittelhochdeutsch slac '(Holz)Schlag' zurück. War der Baumschlager jemand, der in der Weihnachtszeit die Tannenbäume schlägt? Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Benennung nach der Wohnstätte für jemanden, der an einer mit Bäumen bewachsenen Stelle wohnte, die zum Holzschlag bestimmt war bzw. durch Holzfällen urbar gemacht wurde. Da im Mittelalter viele Gebiete auf diese Weise landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden, sind derartige Wohnstätten häufig in Familiennamen zu finden.

Schmücker

Das Schmücken des Weihnachtsbaums gehört bei vielen Familien zu den wichtigsten Vorbereitungen auf die Festtage. Der Familienname Schmücker, den in Deutschland etwa 1647 Menschen tragen (568 Telefonanschlüsse) scheint allerdings darauf hinzudeuten, dass einst nur ein ganz bestimmter Schmücker etwas an den Baum hängen durfte. Handelt es sich dabei um einen alten, in Vergessenheit geratenen Weihnachtsbrauch? Hinter Schmücker verbirgt sich wohl eher kein professioneller Weihnachtsbaum-Dekorierer, denn zugrunde liegt das mittelhochdeutsche Wort smucken 'an sich drücken, anschmiegen' auch 'sich zusammenducken, sich zurückziehen'. Ein Schmücker kann demnach eine Person sein, die sich wegduckt, häufig Streitigkeiten aus dem Weg geht oder sich aus Problemen herauswindet. Für die Verbreitung in Norddeutschland kommt auch eine Herleitung aus mittelniederdeutsch smuck 'geschmeidig, zierlich, schön' in Frage, womit jemand gemeint ist, der durch seine Schönheit oder prachtvolle Kleidung auffällt. Die häufiger vorkommende umlautlose Variante Schmucker (880 Telefonbucheinträge, etwa 2552 Namenträger_innen) ist vor allem im Süden verbreitet.

Lichter

Natürlich bilden die vielen atmosphärischen Lichter auf dem Christbaum sein Herzstück, denn obwohl der Schmuck je nach Vorliebe des Schmückenden variieren kann - ohne Lichter geht es nicht, seien es echte Kerzen oder die Erleuchtung aus der Steckdose. Lichter finden sich auch in unserer Familiennamendatenbank. Doch haben nicht alle Namenträger_innen tatsächlich etwas mit Leuchtkörpern zu tun. Bei einigen jedoch besteht durchaus etymologische Verwandtschaft zu unseren heutigen Lichtern. So kann es sich z.B. um einen Übernamen zum mittelhochdeutschen Adjektiv lieht handeln, das 'hell, strahlend' bedeutet. Gemeint war hier wohl ein besonders attraktiver, charismatischer Mensch oder ein Mensch mit sehr hellem Haar. Auch eine Benennung nach der Wohnstätte ist hier möglich, also für jemanden, der an einem gerodeten (also hellen, lichten) Waldstück wohnte. Andererseits kann es sich aber auch um einen indirekten Berufsnamen zum gleichlautenden mittelhochdeutschen Substantiv lieht in der Bedeutung 'Kerze' handeln, der den Kerzenzieher oder -verkäufer beschreibt. Auch ein völlig anderer Beruf kann hier ausschlaggebend gewesen sein, nämlich der Lichter bzw. Gelzenlichter (eine Lautvariante des Gelzenleichters), Bezeichnungen für den Tierkastrator. Der Name ist dann zum mittelhochdeutschen Verb līhten 'leicht machen; glätten, kastrieren' zu stellen. Der Lichter war also derjenige, der das Tier um seine Geschlechtsteile "erleichterte". Den Charakter eines Menschen kann der Name auch spiegeln, wenn er auf mittelhochdeutsch līht, mittelniederdeutsch liht zurückgeht, das die Bedeutung 'leicht, behände', doch auch 'leichtsinnig, leichtfertig, unbeständig' trug. In diesem Fall beschreibt der Name keinen strahlenden, sondern einen leichtfüßigen, beweglichen oder aber einen wankelmütigen, leichtsinnigen Menschen. So zahlreich wie seine Deutungen sind auch die Vorkommen des Namens. Mit 482 Telefonanschlüssen heißen rund 1350 Personen in Deutschland Lichter. Den Namen Licht tragen sogar über 4000 Personen (berechnet aus 1546 Telefonanschlüssen).

Kugel

Fast 3000 Menschen heißen in Deutschland Kugel (1006 Telefonanschlüsse). Dabei sind Kugeln in der Familiennamengebung nichts zum auf den Baum hängen, sondern in erster Linie etwas zum Anziehen. Das mittelhochdeutsche Wort kugel (oder auch gugel), auf das der Familienname zurückgeht, bezeichnet nämlich eine kapuzenartige Kopfbedeckung. Der erste Namenträger wurde danach benannt, weil er häufig solche Kapuzen trug oder weil er welche herstellte. Zusammengesetzte Familiennamen wie Leinekugel ('Kapuze aus Leinen') oder Stippkugel ('gesteppte Kapuze') unterstreichen diese Deutung. Aber auch auf die Kugel, wie wir sie im heutigen Sprachgebrauch kennen (mittelhochdeutsch kugel, kugele), kann der Familienname zurückgehen, entweder als Übername für einen dicken, rundlichen Menschen oder für jemanden, der gerne mit Kugeln spielte.