Die Adelshäuser von Westeros und ihre Wappentiere

Wie werden die Machtkämpfe in Westeros ausgehen? Welche Häuser bleiben bestehen, welche finden ihr Ende? Anlässlich des Serienfinales widmen wir uns in unserem letzten Familiennamenspecial zu "Game of Thrones" den Wappentieren einiger für die Geschichte wichtiger Häuser, genauer: dem Bären von Haus Mormont, dem Wolf der Starks, dem Löwen der Lannisters, dem Hirsch der Baratheons sowie dem Kraken der Graufreuds.

Bär

Einen schwarzen Bär auf grünem Grund zeigt das Wappen des kleinen aber stolzen und altehrwürdigen Hauses Mormont, das von den Bäreninseln weit im Nordwesten aus als treuer Vasall dem Haus Stark von Winterfell dient. Die standhaften Mormonts erkennen einzig den König des Nordens mit Namen Stark an, können mit gekünsteltem Gehabe nicht viel anfangen und Frauen und Männer werden gleichermaßen im Umgang mit Waffen ausgebildet - das ein oder andere Haus könnte sich von Haus Mormont eine Scheibe Vernunft und Bescheidenheit abschneiden... Der Familienname Bär ist mit 15.000 Namenträger_innen (ca. 5.500 Telefonanschlüsse) in Deutschland gar nicht so selten. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass der Familienname in den meisten Fällen auf alte Rufnamen mit dem Namenglied Bero- zurückgeht, und davon gab es eine Menge, etwa Berwalt, Berwin, Bernhard usw. Daneben ist auch möglich, dass der erste Namenträger nach seiner Tapferkeit und Stärke benannt wurde - oder aber nach seiner Wohnstätte in einem Haus mit Namen Zum Bären.

Krake

Das Wappentier der Familie Graufreud (= Greyjoy) ist der Krake. Die Anführer der Eiseninsel haben den Familienwahlspruch: "Wir säen nicht". Er weist eindrücklich darauf hin, dass sich auf den kargen und rauen Eiseninseln der Ackerbau nicht lohnt. Von jeher lebten die Eisenmänner von Raubzügen und Plünderungen, zu denen sie, nach Wikingerart, auf stolzen Schiffen ausfuhren. Das Wappen zeigt also die Verbundenheit mit dem Meer und auch eine andere Eigenheit der Eisenmänner: Was sie einmal erbeutet haben, geben sie nicht mehr her. Der Familienname Krake, der mit 209 Telefonanschlüssen (ca. 585 Namenträger_innen) belegt ist, sowie die häufigere Variante Kracke mit 514 Anschlüssen (ca. 1.439 Namenträger_innen) haben allerdings nichts mit dem vielarmigen Meeresweichtier zu tun. Der Name kann sich auf eine Wohnstätte beziehen: Mittelniederdeutsch krack bedeutet Unterholz. Es kann auch ein Übername vorliegen zu niederdeutsch, mitteldeutsch Kracke "altes, zur Arbeit untaugliches, schlechtes Pferd" im übertragenen Sinne eine Bezeichnung für etwas Kleines, Schlechtes, Kränkliches, Unansehnliches oder auch ein ungezogenes Kind. Unter Umständen kann auch das lautmalerische Wort Krak für eine Krähe, einen Raben mit ins Spiel kommen.

Hirsch

Das Haus Baratheon mit seinem Stammsitz auf Sturmkap hat sich als Wappentier einen schwarzen Hirsch erwählt. Angesichts des eher cholerischen und streitbaren Gemüts der meisten Familienmitglieder mag zunächst die Wahl eines anscheinend so friedliebenden Tieres irritieren. Der Familiennsinnspruch "Unser ist der Zorn" jedoch weist schon eher auf typische Charakterzüge der Familie und auch des kämpferischen und stolzen Wappentieres hin. Als Familienname bezieht sich Hirsch (8.823 Telefonschlüsse entsprechen ca. 24.704 Namenträger_innen) auf das beliebte Jagdwild und ist ein indirekter Berufsname für einen Jäger oder Wildhüter. Aufgrund der Eigenschaften, die dem Tier im Mittelalter zugeschrieben wurden, kann der Name auch für einen flinken, neugierigen oder aber auch jähzornigen Menschen stehen. Der Hausname Zum Hirsch und der jüdische Rufname Hirsch (als bildliche Übertragung des hebräischen Namens Nafthali) können ebenfalls in die Familiennamen eingeflossen sein.

Wolf

Das Wappen des Hauses Stark im Norden von Westeros ziert ein rennender Schattenwolf, ein fiktiver größerer und stärkerer Verwandter des Wolfes, der vom ausgestorbenen Canis dirus inspiriert ist. Als Familiennamen gibt es den Schattenwolf nicht in Deutschland, der einfache Wolf ist aber mit 51.347 Telefonanschlüssen belegt, das entspricht etwa 148.900 Personen, die den Namen tragen. Als direktes Benennungsmotiv kommen alle fünf Motivgruppen in Frage, die bei Familiennamen üblich sind; in irgendeiner Form gehen aber alle auf das Tier zurück. In den meisten Fällen handelt es sich wohl um ein Patronym zu einer Kurzform von Rufnamen wie Wolfgang oder Wolfram (oder auch zum einstämmigen Rufnamen Wolf). Solche zweigliedrige Namen waren die Regel bei den Germanen, für die auch der Wolf ein bedeutendes Tier war. Der jüdische (Ruf- und später Familien-)Name Wolf kann auch auf die Tiervergleiche für die zwölf Stämme Israels im Jakobssegen zurückgehen. Als Übername (mit Bezug auf körperliche oder Charaktereigenschaften) kann der Name ursprünglich einen gierigen, grimmigen, gefährlichen oder grausamen Menschen bezeichnet haben; auch die Benennung nach der Wolf genannten Hautentzündung ist möglich, deren Bezeichnung wiederum auf einen Vergleich mit dem fressenden Schaden zurückgeht, den ein Wolf anrichten könnte. Ähnlich motiviert ist die Bezeichnung Wolf für ein Werkzeug zum Erz- und Steinbrechen, die wiederum zum Familiennamen für jemanden mit einem entsprechenden Beruf geworden sein kann. Schließlich kann sich der Name auch auf die Wohnstätte des ersten Namenträgers in einem Haus, das den Namen Zum Wolf trug, beziehen oder auch auf seine Herkunft aus einem Ort namens Wolf (Stadtteil von Büdingen, Hessen) oder Ortsteil von Traben-Trarbach, Rheinland-Pfalz).

Löwe

Ein goldener Löwe auf rotem Grund ist das Wappen der Lannisters und das könnte passender nicht sein: Mit ihren goldblonden Mähnen, ihrem in manchen Fällen fast toxischen Familiensinn, sowie dem Drang, die Sieben Königslande zu beherrschen, erinnern sie durchaus an ein verschworenes Löwenrudel. Dass sie sich im Rest des Reiches äußerst unbeliebt machen, schert sie nicht, denn "der Löwe interessiert sich nicht für die Meinung der Schafe", wie Tywin Lannister es ausdrückt. Der Familienname Löwe hat in Deutschland ca. 2.000 Anschlüsse und damit knapp 6.000 Träger_innen. Die Herkunft kann sehr verschieden sein: In vielen Fällen dürfte der Name auf Kurzformen von Rufnamen mit dem Namenglied Leon- zurückgehen. Der Rufname Leo war auch in der jüdischen Bevölkerung beliebt: einerseits als Variante von Levi, dem Stammvater der Leviten, und andererseits wegen seiner Entsprechung von Juda, dem nach dem Jakobssegen der Löwe als Symboltier zugeordnet wurde. Häufig hat der Name wohl auch den löwenhaften Charakter eines Menschen beschreiben, z.B. wegen dessen Stärke, Mut oder Tapferkeit. Letztendlich kann auch die Wohnstätte in einem Haus Zum Löwen o.ä. namengebend gewesen sein.