Fußballweltmeisterschaft

Wenn ein großes Fußballturnier im Gange ist, drehen sich die Gespräche und Gedanken der Fans nur um das eine Thema. Auch die Fußballexpert_innen der Mainzer Namenforschung geben Tipps ab, wie ein gutes Spiel und der Sieg einer Mannschaft gelingen kann. Die wichtigsten Zutaten sind: Ein gutes Abwehrverhalten, z.B. mit einer geschickt aufgestellten Mauer beim Freistoß, Stürmer, die das Tor treffen, ein guter Mannschaftsgeist der elf Spieler und ein spielerisch starkes Mittelfeld. Aber es gilt zu bedenken: "Der Ball ist rund und das Runde muss ins Eckige" - Mit dieser ewigen Weisheit im Kopf, können wir die Spiele richtig genießen und schauen uns zuvor noch ein paar Familiennamen an, die uns zu unserer Spielanalyse inspiriert haben.

Stürmer

An Torjägern mangelt es in Deutschland nicht: Den Familiennamen Stürmer tragen ca. 4.500 Personen. Es handelt sich um einen Berufsnamen zu mittelhochdeutsch stürmære 'Kämpfer' für einen berufsmäßigen Soldaten. Der Name kann sich aber auch auf einen stürmischen, ungestümen oder lauten Menschen beziehen. Unwahrscheinlich ist allerdings der Zusammenhang mit einem alten Rufnamen, der sich aus althochdeutsch sturm, altsächsisch storm 'Lärm, Getöse, Tumult, Aufruhr, Sturm' und althochdeutsch, altsächsisch heri 'Heer', das zu -er abgeschwächt erscheint, zusammensetzt.

Elf

Im Mannschaftssport reicht die individuelle Klasse der Einzelspieler bekanntlich nicht immer aus. Meistens gewinnt das beste Kollektiv und beim Fußball besteht das aus den elf Spielern auf dem Rasen, von Fans oft liebevoll "Die Elf" genannt. Aufgrund ihres Familiennamens haben auch ca. 112 Nicht-Fußballer_innen in Deutschland das Glück, sich zu der Elf zählen zu können (errechnet aus 40 Telefonanschlüssen). Dabei hatte der erste Namenträger wohl wenig mit unserem heutigen Fußball am Hut, gehörte aber möglicherweise beruflich ebenso zu einer elfköpfigen Einheit. So könnte er Mitglied eines Rates gewesen sein, der aus elf Männern bestand. Anderseits könnte sich der Familienname auch lautlich aus Rufnamen mit der Silbe alp (Pl.: elbe) oder der mittelniederdeutschen Variante alf herausgebildet haben. In Ausnahmefällen kann es sich auch um einen Bewohner eines Ortes mit ähnlich klingendem Namen handeln, wie Elffen bei Soest in Westfalen.

Mittelfeld

Mit beachtlicher Spielübersicht und präzisen Pässen zeigen die Mittelfeldspieler besonderen Einsatz. Der Familienname Mittelfeld ist mit etwa 17 Namenträger_innen (errechnet aus 6 Telefonanschlüssen) in Deutschland ausgesprochen selten. Der Name geht auf mittelniederdeutsch middel 'in der Mitte' und velt 'Feld, Acker, Ebene' zurück. Damit war jedoch nicht etwa ein taktisch versierter Mannschaftssportler auf grünem Rasen gemeint. Vielmehr handelt es sich dabei um einen Wohnstättennamen für jemanden, der an oder auf einem Feld oder einer Ebene in der Mitte der Gemarkung wohnte. Häufiger dagegen sind beispielsweise die Familiennamen Oberfeld (107 Anschlüsse mit 310 Namenträger_innen) und Unterfeld (22 Anschlüsse mit ca. 64 Namenträger_innen), die auf jemanden zurückgehen, der im oberen bzw. im unteren Bereich der Gemarkung wohnte.

Mauer

Überschreitet ein Spieler im Übermut die Grenzen des Erlaubten, kommt es zum Freistoß. Dann sind die Mitspieler des Übeltäters dazu aufgefordert, einen direkten Schuss auf das eigene Tor zu verhindern und sich als "Mauer" aufzustellen. Einen gleichlautenden Familiennamen gibt es über 5000 mal in Deutschland (errechnet aus 1789 Telefonanschlüssen). Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen wohl um einen Wohnstättennamen. Der erste Namenträger hat demnach wahrscheinlich an einer (Stadt-)Mauer gewohnt, oder sein Grund befand sich an einem gleichnamigen Flurstück - diese gibt es überaus häufig, wohl, weil sie nach oft vorkommenden Gebäuderesten im Boden benannt sind. Eine weitere Möglichkeit ist die Benennung des ersten Namenträgers nach einem Siedlungsnamen, etwa nach Mauer (Baden-Württemberg, Österreich, historisch auch in Schlesien, heute Pilchowice bei Wleń), Maur (Schweiz), Mauern (Baden-Württemberg, Bayern), Mauren (Baden-Württemberg, Bayern). Letztendlich ist auch die Erklärung zu mittelhochdeutsch mūre, mūr, miure 'Mauer' als indirekter Berufsname für einen Maurer denkbar.

Tor

Wenn im Stadion der Ruf "Toooor!" ertönt, könnten sich einige Menschen direkt angesprochen fühlen. Denn rund 840 Personen heißen in Deutschland Thor (errechnet aus 290 Telefonanschlüssen), und rund 35 Personen tragen den Namen Tor (12 Telefonanschlüsse). Doch im Mittelalter wurden nicht etwa Torschützen so benannt, sondern Leute, die an einem Tor gewohnt haben, etwa einem Stadttor, wie man an Familiennamen wie Amthor oder Zumthor noch gut erkennen kann. Auch das heute nicht mehr allzu gebräuchliche Wort Tor für einen törichten Menschen, einen Narren kann hinter dem Familiennamen stecken. Während es sich bei Thor um einen deutschen Familiennamen handelt, ist Tor überwiegend türkisch und kann hier auf einen gleich lautenden Rufnamen oder das türkische Wort tor zurückgehen. Als tor wird in der Türkei eine unerfahrene und zurückhaltende Person bezeichnet, also eher das Gegenteil eines WM-Torschützen. Das türksiche tor bedeutet aber auch 'engmaschiges Fischernetz' und kann als indirekten Berufsnamen für einen Fischer stehen. Ob sich auch Fußballtornetze notfalls zum Fischen eignen?